Seite:Topographia Bavariae (Merian) 116.jpg

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Bertius, schreiben; vnd wissend ist / daß die alten Celten einen Furth Magnum, vnd Durum, genandt haben. Vnd solcher der Bojer Zug solle zun Zeiten Julij Caesaris geschehen seyn / als die Norici diese Bojos, der jetzigen Bäyern VorEltern (die damals in Böheimb / vnd in der Nachbarschafft gewohnet) offt vberfallen gehabt / vnnd also ihnen zu diesem Zug vnd Raach / Vrsach gegeben hatten; wie besagter Cluverius, in seinem Tractat von Norico, wider M. Velserum, so einer andern Meynung ist / schreibet. Andreas Brunner hält lib. 1. Annal. Boicor. p. 110. darfür / daß solches viel zeitlicher / nemblich damaln / als die Boij in Asien gezogen / geschehen seye; vnd ist er von obgemeldtem der Bojer Zug / zun Zeiten Julij Caesaris, im 4. Buch / am 420. Blat / auch zu lesen. Gedachter Fluß Inn fällt vnderhalb der Statt mit solcher Schnelle vnd Vngestümb in die Thonaw / daß er noch weit hinten hinein seinen Lauff behält / vnnd sich mit dem Thonaw Wasser nicht vermenget / wie solches augenscheinlich auß der Farb beeder Wasser zu ersehen. Er wird von den Scribenten Henus, Hinus, Oenus; vom Tactio, Ptolemaeo, vnd Antonio aber / AEnus genandt. Sein Anfang ist im Engadin bey Sils / auß einem See. In dem dritten Wasser allhie / nemblich der Iltz / so ausser deß Böhmischen Walds / bey den Nariscis entspringet / vnd anfangs Ochar /hernach Ilistus, vnnd Ilisus, genandt wird / vnd von Mitternacht stracks gegen Mittag laufft / auch sein schwartze Farb auf der Mitternächtischen Seiten in der Thonaw lang vnd fern behält / solle man Perlen finden. Es hat zu Passaw / wiewol mir Vnterschied / eine Niederlag / da alle Oesterreicher Wein / so zu verkauffen seyn / etliche Tag offentlich feyl gebotten / vnd nicht eher / biß sie der Niederlag ein Genügen getahn / fürter auffwarts verführet werden dörffen. Vnd liget die Statt / wegen der waldächtigen Berge; gantz nach der Länge / vom Abend gegen Morgen / auff die 1100. Schritt / vnd ist mit Flüssen / Bergen / vnd Wälden / als einer natürlichen Mawer / allenthalben beschlossen; auch ihrem H. Bischoff / mit aller Obrigkeit / ohnmittelbar vnterworffen. Es ist allda insonderheit S. Stephans deß Ersten Märtyrers / als die Bischoffliche HauptKirch / oder der Thomb zu sehen / so Plutraud / oder Plectrudis, Hertzog Greinholds / oder Grimoaldi, in Campanien / vnnd Bäyern / der zu Passaw Hof hielte / Tochter / vnd Pipini Heristalli,, deß Pfaltzgrafen der Cron Franckreich Gemahlin / mit besagtem ihrem Vatter / gebawet hat / wie Aventinus libro 3. folio 273. b. vnd andere / sagen: Wiewol Brunnerus part. 1. Annal. pag. 592. schreibet / wann diese Plutraud solte Bäyrischen Geblüts gewesen seyn / daß sie vielmehr für Hertzogs Hugiberti Tochter zu halten were; vnd daher deß Alters halber / auch sonsten diese Stifftung noch vngewiß seye. Bischoff Vrbanus von Trenbach / (welches Bäyrisches alt Adeliches Geschlecht nunmehr abgestorben /) hat diese Kirchen mit stattlichen Gebäwen gezieret / daß sie / wegen der schönen marmolsteinern Werck vnnd Grabschrifften / wie auch deß Thurns daran / wol zu sehen ist. Es ligt darinn S. Valentinus der Bischoff / welcher vor Zeiten wider die Arianer allhie vergebens gelehrt hat / vnd ihnen endlich weichen müssen; aber mit der Zeit / nach seinem Tode / auß Tyrol vom Hertzog Thessel in Bäyern hieher gebracht worden ist. Es ist dabey deß Bischoffs / vnd auch deß Capituls Hoff; welche / vnnd andere Gebäw mehr / in der Statt / gedachter Bischoff / auß engen vnd schlechten / zu weiten / herrlich: vnd ansehenlichen Wohnungen gemacht / vnd sonderlich die besagte Bischoffliche Residentz / mit einem schönen hohen Thurn / darauß / als gleichsamb einer Wart / gantz Passaw / vnnd die andere beede Stätte / gesehen werden können / vermehret / vnd mit einer von allerhand Büchern angefüllten Bibliothec gezieret hat. Es seyn auch andere Kirchen zu Passaw / als S. Paul / S. Michael / vnd deß Heil. Creutzes / oder das Adeliche FrawenCloster Niedernburg / so Hertzog Vtel in Bäyern / neben der Thonaw / vmbs Jahr 739. Erbawet hat / vnnd darinn Käysers Henrici II. Schwester / vnnd Königs Stephani in Vngarn Gemahlin / Gisela, begraben ligt. Käyser Friedericus I. hat S. Marien / oder deß Heil. Creutzes Abbtey / oder vorgedachtes Niedernburg / an das Bisthumb allhie / vnd S. Stephano / dergestalt gegeben / daß der Bischoff / vnd seine Nachfolger /

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_116.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2016)