Seite:Topographia Bavariae (Merian) 140.jpg

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güldenen Buchstaben beschriben sind; ist von aussen mit grossen Edelgesteinen / vnd gülden Leisten / sampt dem Siegelring Käyser Arnolphs / herrlich gezieret / vnnd vom Käyser Carolo Calvo, der fornen im Buch gemahlet stehet / zu schreiben befohlen worden. Es ist noch ein älteres Buch vorhanden / auch Lateinisch / von einem neuntzig jährigen Bischoff / mit alten seltzamen Buchstaben / Anno 754. geschrieben. Es soll auch das dritt alte Buch da seyn / vom Leben vnnd KriegsThaten Attilae, deß Hunnen Königs. Item / so wird allda / aber nicht einem jeden / ein köstlicher grosser Schatz von herrlichen güldenen / vnd mit Edlensteinen versetzten Kelchen / Monstrantzen / Caseln / Abbts Hüten / Stäben vnd dergleichen / wie auch die silberne Apostel / der stattlich grosse Altar / ein gantz güldenes / vnnd mit allerley Edelstein versetztes Creutz / in welchem dreyerley Holtz / von dem Creutz Christi / so nicht einerley Farben: Item Haar von der Jungfrawen Maria / vnd S. Johann dem Täuffer; Item etwas von der dörnen Cron / eine grosse Greiffenklaw / gleich einem Ochsenhorn / in Gold eingefaßt / vnd dergleichen gewesen. Es wirdt auch in der Kirchen ein finsterer Orth gezeiget / daselbst etliche tausendt Märtyrer liegen sollen. Der Altar in dem Chor ist auff ein Bühel / vnd Höhe erbawet / allda viel Heylige Märtyrer jhr Blut vergossen / vnd von den unglaubigen Römern vnd Bäyern / sind hingerichtet worden / dahero auch noch heutiges Tags diese Höhe der Marterbühel genandt wirdt / vnd ist vnden drunter eine schöne lustige Capellen / mit sechs Altarn. In der Abseiten / ausserhalb deß Chors / gegen Mitternacht / liget der Hertzog Henricus Rixosus; vnd in dem GottesAcker / oder inneren Freudhoff / gegen dem GlockenThurn hinauß / der weitberühmbte Historicus, Johannes Aventinus, begraben / so den 9. Januar. Anno 1534. im 68. seines Alters / gestorben. Ist der Mühe wol werth / weil er sich / vmb das gantze Hochlöbl. Hauß Bäyern / diese Statt / vnnd andere / wol verdient hat / daß man seine Grabschrifft / sampt seinem Brustbilde / in Stein gehawen / auch beschawe / wann man einen anders darzu kommen läßt; weil er auch seine Mißgönner / Tadler vnd Feinde / hinderlassen. Er hat ein Zeitlang allhie in dem Eckhauß / bey den 4. Eymern / gegen dem Judenstein vber / gehauset. In Summa / es ist dieses ein gewaltiges Closter / welches Kirchen Gebäw gleichwol durchs Fewer nit geringen Schaden genommen hat / im Jahr 1642. Es ist der Herr Abbt in dem Gesitlichen allein dem Papst vnderworffen; deme er deßwegen jährlich ein gewisses Gelt geben solle. Der jetzige heist Placidus.

Von S. Haimeran / oder Emmeram / nach welchem das berühmbte Closter in der Statt Regenspurg den Namen hat / schreibet Aventinus, lib. 3. Annal. Bojorum, fol. 162. deß Baßlerischen lateinischen Trucks / vom Jar 1615: daß er von Pictavia, einer Statt des Nordgöwer / deren Hieronymus gedencke / bürtig / vnnd selbige Statt / vor Zeiten / eine vornehme Römische Colonia, vnd damalen ein Bäyrisches Stättlein gewesen / zu seiner aber / deß Aventini, Zeit / Meyer Höfe daselbsten gestanden seyen. Habe / vor Jahren / ansehenliche Fürsten gehabt / so das Closter Varenpach / oder Variopagum, in dem vndern Vindelicia, oder Bäyern / nahendt ihrem Schloß Neuburg / an dem Gestande deß Inns / gestifftet / vnnd gebawet; daselbst sie auch begraben ligen thäten. Hergegen will Rader. vol. 1. Bavar. Sanctae, in deß besagten Heyl. Emmerammi Leben / daß er deß Königs in Irrland Sohn / vnd zuvor daselbsten / zu Ardakaden / Bischoff gewesen; vnd von Pictavia, oder Poctiers, auß Franckreich / GOttes Wort zu predigen / vmbs Jahr Christi 640. in Bäyern / kommen seye. Was deß Heyligen Dionysij Cörper / in dem besagten S. Emmerams Closter allhie / anbelangt / so schreibet gedachter Matth. Rader. dict. vol. I. pagin. 119. das S. Leo IX. der Papst / (so Anno 1054. gestorben) als er zu Regenspurg sich auffgehalten / durch offensichtliches Außschreiben / so bey dem Baronio zu lesen / erkläret habe / daß allhie deß H. Dionysij Cörper / dem Käyser Arnolph / vor Zeiten / heimblich von Pariß hinweg / vnnd ferners hieher auff Regenspurg gebracht / auffbehalten werde: der Historienschreiber / Rigordus, ein Frantzoß / so vnder König Philippo, Ludovici Sohn / geschrieben / lege sich außdrucklich darwider / vnnd lehre / daß der H. Dionysius zu

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_140.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2018)