Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 163.jpg

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angefangen / sich auch des gemeldten Königs Radbods Tochter / die Theodosinda zum Christenthumb begeben hat / wiewohl ihr Vater ein Christenfeind blieben ist. Und ob er schon durch der Frantzosen Macht dahin gebracht worden / daß er zugesagt / sich zu Medenblick deß Jahrs 718. tauffen zu lassen / so hat er doch / als er schon den Fuß in dem Tauffwasser gehabt / solchen wieder herausgezogen / und ist also ein Heyde blieben / auch bald hernach gehling daselbst gestorben. Seine Söhne waren Radbodus, und Aldegillus, deren der erste das Christenthumb angenommen / aber bald nach dem Vater gestorben: Aldegillus aber hat den Stammen fortgesetzet; unterdessen die Friesen noch immer zu der Heydenschafft angehangen seyn; von welchen auch S. Bonifacius Anno 755. bey Doccum umbgebracht worden ist; biß zun Zeiten Käysers Caroli M. die Friesen in dem Christenthumb zugenommen haben; unterdessen auch der Jüngere Radbodus, deß Aldegilli Sohn / und deß Friesischen Fürsten Gondebaldi, so in Spania mit dem Rulando umbkommen / Bruder / in Dennemarck gestorben / und ein Ende an dem Königlichen Friesischen Geschlecht gemacht hat; wiewol theils sagen / daß solches noch lang jenseit des Flevi regiert habe / und daß die Grafen von Egmond von demselben herkommen. Nach Abgang der Königlichen Regierung / haben die Frisen das Römische Reich / und die Teutsche Käyser respectirt. Als sie sich aber / durch innerliche Empörungen / in deme gantz Frießland sich getheilet / und der eine Theil der Vetcooperorum, und der ander der Sciringiorum, Namen / an sich genommen / selbsten umb ihre Freyheit gebracht / und grosse Klagen von ihnen / für die Käyser Fridrich den Vierdten / und Maximilian den Ersten / kommen: So hat sich Hertzog Albertus aus Sachsen umb das West-Frießland angenommen; dessen Sohn Georgius hernach Anno tausend fünffhundert und fünffzehen / das Frießland gegen hundert tausend Rheinischer Gulden / (damit er gleichwol die Soldaten in den noch übrigen seinen Orten hat bezahlen sollen /) dem Ertzhertzog Carolo zu Oesterreich geschencket hat; deme auch die Stände Frießland / als einem Gubernatori, im Namen deß Reichs geschworen. Hierauff nun gieng der Krieg zwischen den Burgundischen und Geldrischen (an die sich Graff Edsardus in Ost-Frießland gehenckt / in diesem West-Frießland fort; und haben sich die Gröninger / (die zuvor Edsardisch / und folgends Geldrisch worden /) An. 1536. unter das Haus Burgund / oder Oesterreich begeben / unter welches mit der Zeit gantz West-Frießland kommen ist; bey welchem es auch / biß auff die unter dem König Philippo II. in Spanien erfolgte Krieg geblieben; da es sich wieder allgemach in die Freyheit gesetzt / und jetzt mit den Holl- und Seeländern verbunden ist; und gleichwol einen Hohen Rath zu Leewarden / da auch der Gubernator deß Lands residirt, hat. Die Friesische Sprach / wiewol sie alt Teutsch / verstehen die Frembde nicht / als die mit der Englischen vielmehr / als den benachbarten übereinstimmet; wiewol man auch im Lande nicht allenthalben gleich redet / dieselbe alte Sprach sich auch in den Städten nunmehr gantz verlieret / als die etlicher massen hart auszusprechen / und noch übler zu schreiben ist. Es haben die Friesen auch ihre sonderbahre Tauff-Namen / als da seyn bey den Männern / Ubbo, Foco, Uco, Hero, Edsardus, Edo, Poppo, und andere; und bey den Weibern / Etta, Tetta, Ida, Frouvva, Essa, Liava, etc. Das Korn wird zum Theil aus Dennemarck und andern Orten / wie auch der Wein anderswoher in Frießland gebracht; dieweil deß Korns nicht allenthalben allezeit gnug da wächst. Es gibt viel Törv oder Brennerde im Lande. Sonsten hat Frießland viel Vieh / sonderlich stattliche Ochsen / herrliche Schaaff / schöne Pferd / auch köstliches Jungfrau / Honig; hergegen die Wasser grossen Schaden thun. Die Inwohner seyn wacker / lustig / sinnreich / freundlich und freygiebig. Theils Bauersvolck kan die Lateinische / theils auch

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_163.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2024)