Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 027.jpg

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nach dem blossen Lauff der Natur zutragen.


§. 8.

Da nun hieraus sattsam erhellet, es gebe vielerley Arten von denen Würckungen der Cörper in Cörper, so wollen wir auch eine gewisse Art setzen, die wir Masticationem mortuorum in tumulis, oder das Kauen u. Schmatzen der Todten in Gräbern nennen. Es haben uns schon längst unsere Vor-Eltern vieles von diesen in Gräbern fressenden Todten erzehlt, aber wir haben davor gehalten, es sey uns schimpflich diesen Mährgen und Aesopischen Fabeln, daran sich nur die alten Weiber ergötzen, Glauben zuzustellen. Die Ursachen sind leichte zu erkennen: Wir haben dergleichen fressende Todte nicht selbst gesehen. Wir können ein dergleichen Natur-Zeichen mit unsern Vernunfft-Schlüssen nicht begreiffen, und die Beschuldigung des Aberglaubens fliehen wir eben so sehr als die Verletzung des ehrlichen Nahmens. Was Wunder daher, wenn wir alle dergleichen Exempel, die hin und wieder in den historischen Schrifften vorkommen bißher in Zweiffel gezogen? Es giebt zwar eine Art Menschen, die von Natur geneigt sind, aus iedweder abergläubischen Muthmassung, ich weiß nicht, was vor ein Vergnügen zu schöpfen. Diesen ist es leichte, alles zu glauben, was sie hören. Was sie aber mit ihrem Verstande nicht begreiffen können, das schreiben