Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 041.jpg

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werden kan. Was Wunder demnach, wenn wir uns zu Beypflichtung dieser Meinung sonst allezeit geneigt finden lassen? Alleine da wir das merckwürdige Exempel eines kauenden und schmatzenden Todten in genaue Erwegung zogen, so bemerckten wir drey Umstände, die uns bewegten, von dieser Meinung abzugehen. Denn wir erkannten, daß 1) kein Blendwerck dabey vorgehe, 2) dem Teuffel keine Gewalt über der Menschen Tod und Leben zukomme, und 3) die Umstände lauter natürliche Ursachen anzeigten.


§. 19.

Die erste Ursache ist, daß die äusserlichen Umstände dieses Wunder-Zeichens keinen Schein einiger teuflischen Betrügerey zu erkennen geben. Von denen Gespensten und teuflischen Erscheinungen ist bekannt, daß sie nichts anders denn ein Blendwerck sind. Wir vermeinen zwar, würcklich etwas zu sehen, und wenn wir näher hinzu kommen, werden wir nichts gewahr. So ist es auch mit dem Gehöre beschaffen in Ansehen des Geräusches, das die Gespenster bißweilen in Küchen und Kellern machen, da es vielmahls scheinet, als wenn alles zu tausend Drümmern gienge, da man doch nachgehends alles unversehrt an seinem Orte findet. Es ist dieses nicht zu verwundern. Der Teuffel, als ein vollkommener Geist, kan in eines andern Imagination und Einbildungs-Krafft gar leichte allerhand Vorstellungen von gebildeten, ingleichen von empfundenen und gehörten