etwas mit sich führe, das an und vor sich selbst ansteckend ist. Es erhellet dieses wenigstens daraus, daß solche durch Kauffmanns-Güther, Kleider, Wolle, Leinewand u. andere dergleichen Dinge pflegt aus einem Land ins andere gebracht zu werden. Hierzu kömmt, daß dieselbe insgemein in denjenigen Ländern, welche gegen Morgen liegen, am meisten sich äussert. Da nun diese Länder gröstentheils von Mahometanern bewohnet werden, die die Lehre von der Nothwendigkeit des Schicksals unter ihre Glaubens-Artickul zehlen, so müste man sich gar sehr verwundern, wenn daselbst die Pest grassiren solte, weil die dasigen Völcker nach den Grund-Sätzen ihrer Religion sich vor nichts weniger fürchten als der Pest und derselben Contagion und Ansteckung. Es bezeuget dieses unter andern der Herr von Driesch[1] mit deutlichen Worten, wenn er gedencket, daß die Türcken mitten in der Pest sich um dieselbe wenig bekümmerten. Hieraus erhellet, was von derjenigen Meinung zu halten sey, die Joh. Sam. Carlius[2] von der Pest heget. Er hohlt die Ursache ihrer Ansteckung aus der Geister-Welt her und philosophirt also: „Wenn die menschliche Seele von einem aus der höhern Engel-Welt fliessenden Principio geschreckt und mit einer durchdringenden Magie angegriffen wird, so
Michael Ranft: Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tractat_von_dem_Kauen_und_Schmatzen_der_Todten_in_Gr%C3%A4bern_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)