Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 088.jpg

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Erfahrung beruffen, welche uns mehr denn 100. Exempel an die Hand giebt, daß die Gräber ohne den geringsten Schaden geöffnet worden. Bey so gestalten Sachen kan man leichte erkennen, daß es nicht genugsam der Wahrheit gemäß sey, zu sagen, der Teuffel suche durch das Kauen und Schmatzen der Todten die Pest zu erregen.


§. 52.

Es ist noch das fünffte und letzte Vorurtheil übrig, das wir bey dieser Materie zu wiederlegen haben. Es bestehet solches in dem Wahne, als ob das Kauen und Schmatzen der Todten nur der nächsten Blutsverwandten Tod nach sich ziehe. Es hat diese Meinung sonderlich in dem Hertzen des Pöbels sich feste gesetzet. Sie prophezeyen, es werde der Todte die nächsten Anverwandten und Freunde nachhohlen. Kornmannus hegt eben diesen Aberglauben de Mirac. Mort. P. VII. c. 64. Denn er führt solche Ursachen an, die man sonsten zu führen pflegt, wenn gefragt wird: Warum in der Pest und in andern ansteckenden Kranckheiten ein eintziger Tod bißweilen den Untergang einer gantzen Familie nach sich ziehe? Alleine da ietzt von der Pest nicht die Rede ist, sondern nur von dem Kauen und Schmatzen der Todten, welches der gedachte Kornmann nach dem oben abgehandelten Vorurtheil vor etwas, das mit der Pest verknüpfft ist, hält, wollen wir uns nicht länger dabey auffhalten. Es scheinet dasselbe zwar an sich selbst sehr wahrscheinlich zu seyn, indem die kauenden