Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 200.jpg

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Blut-Saugern giebt der Fähndrich Kottwitz in seinem Schreiben an einen gewissen Doctorem Medicinæ. Denn darinne wird erzehlet, 1.) daß in einem gewissen Dorffe, Nahmens Kuklina, sichs zugetragen habe, daß zwey Brüder von einem Vampyr des Nachts so geplaget worden wären, daß sie zu ihrer Sicherheit wechselsweise hätten wachen müssen; da es denn das eine mahl wie ein Hund die Thüre geöffnet, aber auff Anschreyen so gleich wieder davon gelauffen wäre; ein ander mahl aber, da beyde eingeschlaffen gewesen, habe es in einem Augenblick dem einen unter dem rechten Ohre einen rothen Fleck gesauget, daß er den dritten Tag darauf sterben müssen; 2.) daß ein begrabener Heyducke den folgenden Tag wieder zu seiner Frau gekommen und ihr ehelich beygewohnet, davon sie auch schwanger worden und nach 40. Wochen ein Kind zur Welt gebohren.

Uberhaupt hat man die gantze Erzehlung des Herrn Fähndrichs vor nicht viel besser denn ein Weiber-Mährgen zu halten. Denn er weiß dieselbe auff nichts weiter, denn ein Hören-sagen zu gründen. Wollen wir aber auch gleich diese Nachrichten würcklich vor gegründet annehmen, so sind sie doch beyde vor keine Würckungen derer so genannten Vampyrs zu halten. Denn daß Leute des Nachts durch Gespenster und Polter-Geister beunruhiget werden, ist nichts seltsames; deßwegen aber wird Niemand glauben, daß es Blutsauger seyn solten. Es scheint,