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den Ministerialen geschieden werden;[1] vereinzelt geschieht das noch 1216 in thüringischer Urkunde;[2] ist in dem Texte einer münsterischen Urkunde die Rede, von Zeugen de populo utriusque ordinis liberorum scilicet ac ministerialium, quorum nomina subscripta habentur, und heisst es dann in der Zeugenreihe, nobiles autem hii sunt —, ministeriales sunt isti,[3] oder werden in Hildesheimer Urkunde von 1150 die Edlen als nobiles seu liberi aufgeführt,[4] so tritt der enge Zusammenhang beider Ausdrücke noch bestimmter hervor. Aber sie decken sich doch keineswegs in der Weise, wie das in Süddeutschland der Fall war. Einmal wird uns doch mehrfach die grosse Zahl der ohne Geschlechtsnamen aufgeführten Liberi bezweifeln lassen müssen, ob wir in allen Edelherren sehen dürfen.[5] Dann aber werden in sächsischen Urkunden nicht selten Nobiles und Liberi bestimmt von einander unterschieden.[6] Kommen in solchen Fällen noch Ministerialen hinzu, so stehen diesen im zwölften Jahrhunderte die Freien wohl noch überwiegend vor,[7] werden auch hie und da mit den Edelherren als nobiles ac liberi oder nobiles seu liberi den Ministerialen gegenüber in engeren Zusammenhang gebracht.[8] Im dreizehnten Jahrhunderte finden wir nur noch vereinzelt bei Freigerichtsverhandlungen die einfachen Freien den Ministerialen vorgestellt.[9] Aber schon in Urkunden der Bischöfe von Minden 1121,[10] von Naumburg 1157,[11] von Merseburg 1174,[12] von Münster 1180 und 1196,[13] von Osnabrück 1182[14] treten die Ministerialen vor die Freien, und im folgenden Jahrhunderte finden wir sie sogar bei den Verhandlungen im Freigerichte

  1. Cod. dipl. Westf. 2, 44. 72. 89. 90. 102. 116. 120. 122. 124. 140. 161. 164. 207. Orig. Guelf. 3, 453. 563. Seibertz UB. 1, 89. 116. 117. Lepsius B. v. Naumburg 265.
  2. UB. d. Vereins f. Niedersachsen 2 n, 84.
  3. Cod. dipl. Westf. 2, 12.
  4. Orig. Guelf. 3, 447.
  5. z. B. Cod. dipl. Westf. 1, 134. 141.
  6. Möser Osnabr. G. 4, 45. 68. 313. Cod. dipl. Westf. 1, 133. 2, 188. Würdtwein Subs. dipl. 6, 361.
  7. Cod. dipl. Westf. 2, 4. 115. 250. Orig. Guelf. 3, 458.545.Ludewig. Rel. manuscr. 9,543.
  8. Cod. dipl. Westf. 2, 58. Seibertz UB. 1, 94.
  9. Cod. dipl. Westf. 3, 142. Seibertz UB. 1, 195. 330.
  10. Cod. dipl. Westf. 1, 149.
  11. Lepsius B. v. Naumburg 253.
  12. Ludewig Rel manuscr. 2,199.
  13. Cod. dipl Westf. 2, 152. 244.
  14. Möser Osnabr. G. 4,325.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)