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Verschiedene: Wünschelruthe


in den 7 weisen Meistern erzählten.[1] Allein eben dies beweist die Allgemeinheit der Sage.




(Die Fortsetzung folgt).




Wer ist der unterzeichnete W. S. ?




Einer meiner Freunde überschickte mir vor ein Paar Wochen folgendes Gedicht, das er aus einem in der Hamburger Bibliothek befindlichen alten Collectaneen-Buche abgeschrieben hatte, auf dessen Einbande die Jahrszahl 1604 steht. Bestimmter kann er das Buch nicht angeben. Das Gedicht ist mit einer netten Altenglischen Hand geschrieben.

     My thoughts are winged with hopes, my hopes with love,
     Mount love unto the moone in clearest night
     And saie, as she doth in the heaven move
     In earth so wanes and waxeth my delight,

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And whisper this but softlie in her eares

How ofte doubt hange the head and trust shed teares.

     And you, my thoughts that seem mistrust do rarye(?)
     If for mistrust my mistris do you blame
     Saie, though you alter yett you do not varye

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     As shee doth change and yett remaine the same.

Distrust doth enter hartes but not infect
And love is sweetest seasoned with suspect.

     If shee, for this, with clouds do mask her eyes
     And make the heavens dark with her disdaine,

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     With windie sights disperse them in the skyes,

     Or with thy teares derobe them in to rayne.
Thoughts, hopes and love returne to me no more
Till Cinthia shyne as shee hath done before.

W. S.

Ein Paar Wörter scheinen Schreib- oder Lese-Fehler zu seyn, und lassen sich vielleicht aus dem Originale verbessern; sights für sighs ist keiner, sondern der Sprache jener Zeit gemäß. - Ich habe übrigens das Gedicht selbst in Hinsicht auf Interpunction treulich mitgetheilt wie ich es erhalten habe.

Benecke.




Briefe über das neue Theater.




(Fortsetzung).

Serenissimus zahlt, unter uns gesagt, nicht mehr zur Erhaltung der Bühne, als seine Logen werth sind und ruinirt unsre Kasse mit Einrichtungen, welche uns die Popularität rauben. Muß ich auf den Unsinn jeder alten Hofzofe horchen und jede Einrichtung, welche mir die Erfahrung als angemessen und willkommen gezeigt hat, wie eine Staatsaffäre gegen Eigensinn und Halbwisserei durchführen, wie viel lieber höre ich nicht den Eindruck aus dem Munde eines Mannes, der in seiner Bildung die Mitte hält und ohne Prätension mir als ein gutes chemisches Reagens gleich an der Farbe zeigt, ob etwas unterhalten oder langeweilen werde. Sie kennen meine Lage nicht, wenn Sie mir viel von ungeheuren Anforderungen an Schauspielkunst vorsagen. Von oben her ein stetes Eingreifen. Es war eine gute Zeit, als es die Herrscher unter ihrer Würde hielten, sich in das Kunstwesen zu mischen und nur ganz im Allgemeinen ihre Anforderungen machten. Damals unterstützten sie wirklich die Kunst, wo es Noth that, jetzt aber unterstützen sie nur ihre eigne Kunstlaune, hemmen und klemmen und kein Mensch weiß, wie er mit ihnen dran ist. Unser ernährendes Publikum dagegen, diese auf den Trümmern einer zerstörten Welt erwachsenen Riesenpilze und Champignons, Morcheln und Stadtschwämme, haben eine sehr bestimmte Richtung, ihre Hirnkasten wollen jeden Abend nur so weit angeregt seyn, daß sie nebenher über den Stand der Papiere, über ihre unterirdische Trübsalliebschaften, über die schwachen Seiten der Minister und dgl. ihre philosophischen Betrachtungen machen können. Für diese sorgt die ganze Kompanie beliebter Theaterdichter, auf diese suchen die gewöhnlichen Theaterkritiker in öffentlichen Blättern zu wirken. Dieses Publikum verzeiht sogar Langeweile, nur nicht eine gewisse Unverständlichkeit und Mannigfaltigkeit, wie sie bey höherer dramatischer Kunst unvermeidlich ist, sie müssen das Stück verstehen, auch wenn sie ein Paar Akte zu spät kommen. Für alle solche höhere Kunst ist am Ende nichts als ein leeres Haus, ein Ausputzer von Serenissimus und etwas Spott von euch, ihr Herren, einzunehmen, wenn bey der Ausführung einige Kleinigkeiten versehen würden, denn ihr kennt keine Rücksicht, wenn ihr einen witzigen Einfall der Welt mittheilen könnt. Ich schwöre Ihnen, daß das Gute auf unserm Theater nur eingeschwärzt werden kann, und daß ich mich dazu der Bestechung durch kostbare Dekorazionen gar oft bediene. - Doch das alles wird Ihnen wohlgeborner Herr zu gemein vorkommen, um darüber nachzudenken, aber das Eine berücksichtigen

  1. Hierüber s. Görres teutsche Volksbücher S. 226, und meine Beiträge zur Geschichte der romantischen Poesie, welche nächstens erscheinen werden.
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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)