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weiße Maus ist ja etwas ganz anderes, sagte die Nachbarin; sei doch nicht kindisch, Helene, wie konntest du nur so erschrecken. O, sagte eine andere, die Maus ist vielleicht auch roth, und daß sie weiß aussieht, ist nur ein Blendwerk, denn der Teufel candiert euch zuckersüß und der Kern ist faul und das bitterste Gift. Thue die weiße Maus lieber weg, Helene. - Das will ich auch, Gott stehe mir bei, rief Helene wie athemlos, warf Spindel und Werg zusammen, nahm ihre Leuchte und ging wie gesagt nach Haus. Als sie die Mutter vor dem Abendseegen sitzen sah, das Kätzchen ehrbar neben ihr, da warf sich Helene laut und kindlich weinend in der Alten Arme, bekannte ihr alles was ihr widerfahren war, und wie sie sich vor der Rückkehr des Fremdlings mit den verführenden Augen und der Sirenenstimme fürchte, und bat die Mutter, noch in dieser Nacht mit ihr ins Gewölbe zu gehn und die weiße Maus zu verjagen.

Da nahm die Alte die Katze auf den Arm, Helene mußte die Leuchte und die Schlüssel tragen, sie eröffneten das Gewölbe, schlossen leise hinter sich wieder zu, und furchtsam nahte sich Helene dem durchsichtigen Mausthurm, während die Mutter mit ihrer schwankenden Hand danach hinleuchtete. O haltet noch einen Augenblick, sagte Helene flüsternd, seht nur noch einmal hinein; die Rubine im Kopfe der weißen Maus bethörten die kindische Helene von neuem, und die Glasglocke umstrickte sie wieder mit dem wunderlichen Sirenengesang. Aber die Mutter setzte Gottfrieds Katze auf die Tafel, und hob die Glasdecke über der Maus empor, welche pfeifend nach dem Finger der Alten in die Höhe sprang. O nehmt doch nur die Katze weg, rief Helene, und laßt das hübsche Mäuschen wenigstens entkommen! hätt’ ichs doch nur einem artigen Kinde geschenkt! - Aber die Katze sprang von der Tafel herunter, wie die Maus frei war, schlug heftig mit dem Schweife, und setzte sich dicht an die Thüre. Mit einem Schrei sank Helene erbleichend an der Mutter Herz. Die Glasglocke war zersprungen, die Maus mit einem Satze von der Tafel herunter, unter den Ziegelsteinen des Fußbodens verschwunden, es war noch gewesen, als habe sie die Farbe gewechselt und ganz feuerroth geglüht, gleichsam als sei ihr weißer Glanz nur der Schaum der innen kochenden Flamme gewesen. Die Mutter nahm Helenen bei der Hand und trieb sie zum Gewölbe hinaus, daß die beklemmte Brust Luft schöpfen sollte; sie nahm die Leuchte, schlug ein Kreuz und eilte gleichfalls hinaus.

(Die Fortsetzung folgt).




Neugriechisches Volkslied.

 Er.
Gärtner will ich werden, Blumengärtner,
Der Limonie beide Aepfel will ich küssen,
Meine Süße Liebe, komm herab, daß ich dich spreche.
 Sie.
Schnüre flecht ich, hab’ nicht Zeit hinabzukommen
Aber schicken will ich gute Nacht dir Täubchen,
Selber geh ich jetzt zu ruhn in meinem Bette.

Blüthen auf Blüthen - Rosen und Nelken!

Deutsch von Dr. H. v. Schrödter.




Zwei Lieder aus der Fremde.







1.

     Wie möchten meine Lippen gerne
Den süß gewohnten Nachtgruß bieten,
Dir deine frommen Augensterne
Zu schließen jetzt mit Kussesblüthen.

5
     Wie möchten dich die Arme tragen,

An meine Brust dich stille schmiegen
Dir deines Herzens Liebeschlagen
In sel’ge Ruhe einzuwiegen:

     Wie möcht ich dann am Bette knieen,

10
In deinem Anschaun mich verlieren

Bis Sternenklänge nieder ziehen
Zu dir die heil’gen Träume führen!

     Doch Alles, Alles ist mir ferne,
Die Arme breiten sich in’s Leere,

15
Die Lippe grüßt nur nächt’ge Sterne,

Der Blick erstirbt im luft’gen Meere.




Druckfehler.

Nr. 27. S.106 Sp. 1 Z 3. v.o. nach nennen ist ein ; zu setzen
Nr. 27. S.106 Sp. 2 Z 10. v.u. st. lieblichen l. lieblichem u. s. öfter.
Nr. 27. S.106 Sp. 2 Z 7. v. u. st. vor dem golden l. von dem goldenen Nr. 27. S.107 Sp. 2 Z 25. v.o. st. daß l. das.
Nr. 28. S.109 Sp. 2 Z 16. v.o. nach Verehrung ist ein ; zu setzen.
Nr. 28. S.109 Sp. 2 Z 3. v.u. st. Ihnen l. ihnen.
Nr. 28. S.110 Sp. 1 Z 2. v.u. st. der l. des.
Nr. 28. S.110 Sp. 2 Z 6. v.o. st. Opferstall l. Opferstock.
Nr. 28. S.110 Sp. 2 Z 4. v.u. st. es l. sie.
Nr. 28. S.111 Sp. 2 Z 1. v.o. st. helft den l. helfe dem.
Nr. 28. S.112 Sp. 2 Z 20. v.o. st. andere l. andern.
Nr. 28. S.112 Sp. 2 Z 1. v.u. st. Oberkanep l. Oberkamp.

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Verschiedene:Wünschelruthe. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 1818, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:W%C3%BCnschelruthe_Ein_Zeitblatt_136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)