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Dsï XVII genannt ist (vgl. Nr. 85, 63), sind im Volksglauben heutzutage die Dai Wang getreten. Beim Bau der Eisenbahnbrücke über den gelben Fluß haben diese Geister die Arbeit sehr verzögert.

Stauer: Die Vorstellung vom Wert eines Menschenopfers bei Brückenbauten ist auch sonst verbreitet. Grade in Verbindung mit dem gelben Fluß scheinen sich Menschenopfer in China, die sonst sehr selten sind, verhältnismäßig zähe zu halten. Vgl. auch Nr. 85.

Geistertäfelchen: Götterbilder sind erst durch den Buddhismus in China eingeführt worden. Die alte Sitte, die sich z.B. bei der Konfuziusverehrung und dem Ahnendienst noch bis heute erhalten hat, hat als Sitz der Geister ein kleines Holztäfelchen, auf dem der Name des Verehrten geschrieben ist. Schauspiele als Gottesdienst finden sich wie im alten Griechenland in China durchweg.

Dsiningdschou ist eine Kreisstadt am Kaiserkanal in der Nähe des gelben Flusses.

53. Die Drachenprinzessin. Zu Nr. 53 und 54 vgl. Schen Siän Dschuan. Über den Drachenkönig vom Ostmeer vgl. Nr. 18 und 100.

Die Perle unter dem Kinn des Drachen stammt aus Dschuang Dsï.

Hohlgrün, Kung tsing, ist eine Holzart.

Über So Pi-Lo und Lo Dsï-Tschun vgl. das Nähere in Nr. 54.

54. Hilfe in der Not.

„Dschou Bau nahm die Schuld auf sich“: Der Beamte ist für das Ergehen in seinem Bezirk verantwortlich, wie der Kaiser für das des ganzen Reichs. Da außerordentliche Naturereignisse eine Strafe des Himmels sind, liegt, wo sie vorkommen, eine Schuld der Menschen vor. Dieser Gedankengang vereinigt sich aber sehr wohl damit, daß, wie im vorliegenden Fall, Uneinigkeiten unter den Luftgeistern zu dem Unglück geführt; denn wo in der Menschenwelt starke Tugend herrscht, sind die Geister an solchem Gebahren gehindert.

„Pauken und Trommeln ertönten zugleich“, wörtlich: Pauken und Becken .... Pauken gaben das Zeichen zum Vorrücken, Becken zum Rückzug. Das gleichzeitige Ertönen beider Signale sollte das feindliche Heer verwirren.

55. Die verstoßene Prinzessin. Quelle: Tang Dai Tsung Schu.

„hütete Schafe.“ Schafe als Bild der Wolken kommen auch sonst vor. (Schafe und Ziegen werden in China mit demselben Wort bezeichnet.) Tsiän Tang, Name des Orts als Name des dort herrschenden Gottes.

„Die Sintflut.“ Gemeint ist die Überschwemmung, die der große Yü als Yaus Minister reguliert hat. Hier in übertreibendem Sinn als Sintflut dargestellt.

56. Das Fuchsloch. Quelle: Volkserzählung.

Der Fuchs als Dämon, der von den Menschen Besitz ergreifen kann, ist im chinesischen Volksglauben allgemein verbreitet. Eine Menge hysterischer Erscheinungen werden auf ihn und das Wiesel zurückgeführt. Oft handelt es sich um rasch vorübergehende Zustände. Über die Art der Vorgänge geben die hier vorliegenden Märchen Auskunft.

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_398.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)