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von schlingenden Gewächsen und Jussieua repens u. villosa, Polygonum tomentosum, Cyperus Colymbetes, C. Eragrostidi affinis und eine blaublühende Cyanotis von größeren Kräutern außer den feineren Bindemitteln der Pistia, Azolla, Neptunia etc.

13. Februar. Schließlich erreichen wir ein großes offenes Bassin des gestaueten Stromes und nur noch eine Strecke von etwa 200 Fuß blieb zu überwinden, um den Sammelplatz sämmtlicher Gewässer des oberen Nils in den No-See zu gewinnen, von wo aus die Fahrt bis ans Ziel unserer Reise unbehelligt ihren Fortgang nehmen sollte. Es war aber auch das böseste aller Hindernisse, welches uns die Graswelt entgegenstellte an dieser Stelle, denn die breiten Bäuche der schwer mit Korn belasteten und außerdem so ungemein massiv von der schwersten Holzart gezimmerten Barken (von 3 Fuß Tiefgang), mußten buchstäblich über das von zuvor hier passirten Böten plattgedrückte Gras geschleift werden. Indeß gelang es den vereinigten Anstrengungen Aller (ich blieb der Einzige, der nicht in’s Wasser sprang) durch Heben und Schieben der Grasmasse einerseits und durch Anstemmen mit dem Rücken an die Wände der Barken andererseits die Passage zu erzwingen. Beim Eintritt in den See der vereinigten Mündung der beiden Hauptarme des weißen Nils, (bei deren gegenseitigem Verhältniß in Bezug auf Wassermenge schwer zu entscheiden bleibt, welcher von beiden als Hauptstrom zu betrachten wäre, da die Analogie des blauen Nils mit dem Sobāt auch den Bachr el Gebel in ein ähnliches Verhältniß zum Bachr el Abiād zu drängen scheint, wie diese beiden Gebirgsflüsse) gewahrt man nach längerer Zeit wieder Berge, und zwar in einer Entfernung von etwa 10 Stunden in NNO.[1] die Om-Baām (Mutter des Schimpanze) genannte Berggruppe, welche den Abfall des Berglandes Tokkele zum Nilbassin bezeichnet.

14. Februar. Das Seebecken verengt sich gen W. ganz allmählig zu einem breiten Strom, dessen Bewegung kaum wahrnehmbar erscheint. Mit gutem Winde geht es nun rasch vorwärts, so lange die nordwestliche Richtung des Fahrwassers anhält, allein der immer schmäler werdende Fluß, der nördlich offenbar noch zahlreiche nicht befahrbare Hintergewäsaer besitzt, macht außerordentlich häufige und kurzabgebrochene Windungen, welche durch Stoßen und Schieben vermittelst der Stangen überwunden werden müssen. Die Vegetation hat sich bedeutend verändert. Das Om-Ssūf-Gras, immer noch die vorwaltende Masse, bildet niedere Rasen, während die Papyrus-Horste nur wie Krüppelgestrüppe im Vergleich zu den 15 Fuß hohen Schäften desselben unterhalb der Flußvereinigung erscheinen. Beide Erscheinungen


  1. 28° östl. von N. der Nadel.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)