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in’s Feld zu bringen, und zwar von den Quellen des Murchisonflusses (Breite 25° 30′ südlich, Länge 118° östl. Greenw.), in einer nordöstlichen Richtung. Meine Pläne sind noch nicht gereift für das neue Vorhaben, aber dessen möchte ich Ihre Regierung versichern, daß, soweit es in meiner Macht liegt, Nichts ungeschehen bleiben soll, um Leichardt’s Schicksal zu erkunden und damit gleichzeitig die große Aufgabe zu lösen, die der Unglückliche sich so hochherzig stellte und die bisher ungelöst blieb.

 Mit Ehrerbietung und Hochachtung

 verbleibe ich der Ihre.

 gez. Ferd. v. Mueller.

 M. D.



Von Perth aus, der Hauptstadt der Colonie West-Australien, begab sich im Juni des Jahres 1869, auf Anregung des Dr. F. v. Mueller, Directors des botanischen Gartens in Melbourne, eine Gesellschaft, bestehend aus sechs Personen mit 15 Pferden, auf den Weg, um nach Spuren des längst verschollenen Reisenden Dr. Leichardt zu suchen. Die eigentliche Veranlassung zu dieser Expedition gab die freilich sehr unsichere Kunde, welche der Colonist Mr. Monger im vorigen Jahre von den Eingeborenen eingezogen hatte, daß nämlich 15 Tagereisen weiter östlich von dem äußersten Punkte, welchen er erreichte, drei Weiße erschlagen worden seien[1]. – Die Gesellschaft stand unter der Leitung des Mr. John Forrest und kehrte im Anfang August zurück, nachdem sie im Ganzen 2000 Miles zurückgelegt hatte.

Mr. Forrest giebt über seine Route, welche auf unserer Karte ausführlich niedergelegt ist, in der „Perth Gazette“ vom 6. August folgende kurze Notizen: Von Waddowring (31° südl. Br. und 118° östl. Länge Greenw.) wandten wir uns zunächst in nördlicher Richtung über den Mount Churchman und kreuzten etwa unter 29° 21′ südl. Breite die Route Austin’s vom J. 1854; dann schlugen wir eine östliche Richtung ein bis 28° 51′ südl. Br. und 120° 30′ östl. L., wo wir nach der Aussage der Eingeborenen die Spuren von weißen Männern finden sollten. Nachdem wir das ganze Gebiet zwischen 28° und 29° 30′


  1. Auf die Aussagen der Eingeborenen ist sehr wenig zu geben. Schlau wie sie sind, machen sie ein Geschäft daraus, allerlei Sensationsnachrichten zu überbringen, um sich auf diese Weise Nahrung, Kleidung, besonders aber Tabak und die beliebten Coppers (Kupfermünzen) als Belohnung leichter zu erbetteln, und verstehen es auch vortrefflich, dieselben immer nach Wunsch zu modificiren. Uebrigens sind sie gar nicht befähigt, irgend welche Zeitbestimmungen mit approximativer Genauigkeit anzugeben, da ihnen der Begriff davon fehlt.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)