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trat seitdem bis in die neueste Zeit hinein in die Rolle jener beiden ein. Der erste Ausbruch des Taal, durch welchen die bevölkerten Dörfer Taal, Lipa, Tananan und Sala gänzlich vernichtet wurden, fand am 2. December 1754 statt, und die jährlichen Erdbeben, welche seitdem die Bewohner der Hauptstadt Manila aus ihrer Ruhe schreckten, und deren stärkstes am 9. Juni 1863 viele Privathäuser und die meisten öffentlichen Gebäude zerstörte, rühren unstreitig von der unterirdischen Thätigkeit des Vulcans von Taal her. Herr Semper hat im April 1859 den Krater genau untersucht, und ist unter mancherlei Gefahren bis auf den Grund desselben hinabgestiegen. – Gänzlich getrennt von dieser Reihe activer Vulcane Süd-Luzon’s treten im äußersten Norden der Philippinen, auf einen kleinen Raum zusammengedrängt, vier Vulcane auf, von denen die beiden am Bashee-Canal liegenden den von Süden kommenden Schiffern von jeher als Signal dienten, ebenso wie der Sarangani im Canal von Celebes, und der Balusan und Albay den von Osten kommenden Seefahrern als Leuchtthürme bei der Einfahrt in die Straße von S. Bernardino stets gedient haben. Es sind dies der, wie es scheint, fortwährend thätige Vulcan auf der Insel Babuyan Claro, und der jetzt schon im Solfataren Zustande ruhende Vulcan von Caminguin, der südöstlichsten Insel der Babuyanes-Gruppe, beide nach roher Schätzung etwa 3000 Fuß hoch. Letzterem gegenüber liegt der dritte Vulcan dicht unter dem Cabo Engaño in Cagayan, der nördlichsten Provinz Luzon’s, der auf den neuesten spanischen Karten als M. Cagua bezeichnet ist. D. Claudio Montero, der Entdecker dieses Vulcans, berechnet den Kraterrand auf 2489 par. Fuß Meereshöhe, und Herr Semper beobachtete von dem Dorfe Aparri aus die demselben entsteigenden Rauchsäulen; merkwürdigerweise schienen aber trotz der geringen Entfernung die Einwohner des Dorfes denselben gar nicht zu kennen. Der vierte Vulcan dieser Gruppe befindet sich auf einer zwischen den längst bekannten und sehr gefürchteten Didica-Klippen (escollos Didica) seit dem Jahre 1856 neu entstandenen Insel; diese Klippen selbst hält der Verfasser für die Ueberbleibsel des Kraterrandes eines früheren Vulcans, und würde sich mithin hier eine ähnliche Erscheinung darbieten, wie innerhalb des von den Inseln Santorin und Kameni gebildeten Kraterrandes; ganz ähnliche, auf den Karten als „escollos Guinapag“ bezeichnete Klippen, befinden sich etwas südlicher. Nach der Aussage der Eingeborenen zeigten sich im September oder October 1856 zwischen jenen Klippen die ersten Anzeichen eines submarinen Vulcans, jedoch ohne daß man Erdbeben verspürt habe. Im Jahre 1857 fand jedoch ein sehr heftiger von Erdbeben begleiteter Ausbruch statt, in Folge dessen die obere Hälfte der beiden Didica-Klippen einstürzte; seit dieser Zeit ist der Vulcan fortwährend in Thätigkeit und hat sich zu einer bedeutenden Höhe über den Meeresspiegel erhoben; nach einer Messung des Elevationswinkels des neuentstandenen Berges berechnete Semper die Höhe desselben auf 700 Fuß, eine Höhe, welche derselbe also innerhalb vier Jahre, vom September 1856 bis zum October 1860, bereits erreicht hatte. Diesen neuen Feuerberg hat der Verf. Vulcan Didica getauft, und seine Lage auf der dem Buche beigegebenen Karte nördlich vom Cap Engaño angegeben.

– r.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_079.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)