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Werk haben wir als einen Erstlingsversuch zur Bereicherung unserer Kenntnisse jener Gegenden zu betrachten, ein Buch, dessen Verfasser – ein Bruder des durch seine Forschungsreisen in Grönland bekannten Whympers – als Maler die verschiedenen von den Vereinigten Staaten zur Untersuchung der Küsten Amerikas und Asiens ausgesandten Expeditionen begleitete und seine Fahrten mit einer Beschiffung des Jukon bis zum Fort Jukon beschloß. Es ist eine Reihe von Schilderungen, die, wenn sie auch nicht gerade auf strenge Wissenschaftlichkeit Anspruch machen, doch immerhin viel Neues bieten, und von der frischen, jovialen, durch kein Ungemach getrübten Künstlernatur des Verfassers Zeugniß ablegen. Wir übergehen hier die Kreuz- und Querzüge des Verfassers von San Francisco aus durch die Küstenstriche von British Columbia, durch Vanconver – von den theilweise recht abenteuerlichen Wanderungen durch diese Insel hätten wir namentlich einen größeren Gewinn für die Geographie gewünscht –, sowie seine persönlichen Erlebnisse auf seinen verschiedenen Reisen nach der Küste Kamschatka’s, auf welchen er sich den Telegraphen-Ingenieuren angeschlossen hatte, und ziehen es vor, ihn auf seiner Fahrt auf dem Jukonfluß, dessen Lauf er stromaufwärts bis zum Einfluß des Porcupine folgte, zu begleiten. Nach einem Besuch der Mündung des Anadyr und der Plover Bai wandte sich unser Reisender nach dem amerikanischen Gestade zurück zur Erforschung des Jukon, des mächtigsten aller in den Stillen Ocean mündenden Flüsse. Da eine Beschiffung dieses Stromes, der von 158° westl. L. Gr. an seine westliche Richtung in einen gewaltigen Bogen nach Süden ändert, stromaufwärts zu zeitraubend gewesen wäre, so ging Whymper’s Streben dahin, den Mittelauf des Jukon auf einem näheren Wege zu erreichen. Solcher Straßen gab es zwei, die erstere von der auf der St. Michaelisinsel gelegenen Redout Michaelowski (nach Zogoskin’s Berechnung 63° 28′ nördl. Br. und 161° 44′ westl. L. Gr., nicht 16°, wie fälschlich im Text steht) zum Jukon etwa 230 engl. Meilen lang, die zweite von dem gleichfalls am Norton Sound an der Mündung des Unalachleet gelegenen russischen Handelsposten gleichen Namens (63° 53′ 33″ nördl. Br. – 160° 30′ 16″ westl. L. Gr.), letztere etwa 170 Meilen lang. Diese wählte der Verfasser und brach von dem Posten Unalachleet am 27. October 1866, wohlausgerüstet mit Schlitten und Lebensmitteln, auf. Soweit der gefrorene Fluß es erlaubte, wurde seine Eisdecke als Fahrstraße benutzt, während an manchen Punkten, wo Sandbänke und Stromschnellen das Gefrieren verhindert hatten (S. 164 5. Z. v. o. muß „Unalachleet“ statt „Jukon“ stehen), Landwege, auf denen die Reisegesellschaft freilich mit manchem Ungemach zu kämpfen hatte, eingeschlagen werden mußten. Hinter dem Indianerdorf Igtigalik wurde der Fluß verlassen und zunächst der noch offene Ululuk-Fluß, ein Seitenarm des Unalachleet, an dem die Ingelete-Indianer ihre Hauptdörfer haben, überschritten und dann die Reise ausschließlich zu Lande längs des Ululuk-Gebirges bis zum Jukon fortgesetzt, von dessen Steilufern die Reisenden am 10. November zuerst auf die mächtige Eisdecke des Stromes herabblickten. „Denkt man sich, sagt der Verfasser, einen Fluß von 2000 engl. Meilen Länge, der von diesem Punkte an auf seinem ganzen Laufe eine bis fünf Meilen breit ist, von der Quelle bis zur Mündung als eine unter Schnee liegende Eismasse, so kann man sich den Jukon im Winter denken. Keine Feder und kein Pinsel vermag von der furchtbaren Größe, der ungeheuren Monotonie, dem unermeßlichen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_089.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)