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und bei dessen Ernte reifen. Zwiebeln sind den Eingebornen unbekannt, desgleichen die Gemüse des Sudans, namentlich Abelmoschus (Bamia), Capsicum (Schiteta), Tomaten etc.

Sehr überraschend gestalteten sich nun die meteorologischen Verhältnisse, da ich vor allem weit größere Regenmengen erwartet hatte. Obgleich über eine weit größere Anzahl von Monaten ausgedehnt, scheint dennoch die durchschnittliche Wassermasse der Regen hier eine weit geringere zu sein, als in Gallabat und dem Sennār, wo die ersten Regen Anfang Mai, und die letzten Anfang October statt hatten. Während es nun daselbst fast ausnahmslos bei Nacht oder von Sonnenuntergang bis zum Morgen zu regnen pflegte, die Tage aber mit ganz seltenen Unterbrechungen sonnenklar waren, lehrt die Erfahrung hier zu Lande, den Regen stets nach Mittag zu erwarten. Man reist daher in dieser Jahreszeit nur Vormittags, und macht in Folge dessen meistens weit kleinere Tagemärsche, als im Sommer-Winter. Als Regel kann gelten, daß, wenn die Sonne klar aufgegangen oder es sich in den ersten Stunden aufklärt, sicherlich vor 1–2 Uhr Nachmittags kein Regen zu erwarten steht. In Gallabat wäre es als ein großes Kunststück zu betrachten gewesen, während der Regenzeit mit Pantoffeln (türkischen Schuhen) von Haus zu Haus zu spazieren; hier bedient man sich tagtäglich dieser Art Fußbekleidung. Während die meisten europäischen Gemüse in Gallabat von der übergroßen Nässe litten oder ausarteten, verkümmerten mir hier viele in den Monaten Mai bis August bei langen Regenpausen von 4–6 Tagen, während andere vortrefflich gediehen, nachdem man sehr häufig zum Begießen genöthigt gewesen war. Um das Gesagte zu erhärten, führe ich an, daß der März dieses Jahres 1869 4 kleine Regenschauer, der April 7 Güsse, der Mai 7 mehrstündige Regen und der Juni 10, der Juli 11 und ¾ des August (vom 1–21ten) 12 derselben zählte. Regen, welcher den ganzen Tag ohne Unterbrechung währte, fehlte. Bis zum Juni pflegten sie von sehr heftigen Gewittern und Stürmen begleitet zu sein, dann wurden letztere seltener. Durch meine ambulante Lebensweise außer Stande, die Temperaturveränderungen aufzuzeichnen, kann ich nur im allgemeinen anführen, daß Ende Juli ein bedeutender Umschwung Platz griff, und von da an eine nur bei klaren Mittagsstunden unterbrochene Sommerluft unserer Zonen an die Stelle der höchsten Hitzegrade trat, welche bis dahin vorgewaltet hatten. Der erste Regen fiel in der Meschera am 2. März, und am 16. desselben Monats brachen sich zum erstenmale die von da ab vorherrschenden S.W-Winde Bahn. Die Barometerschwankungen sind hier beträchtlich, allein ihr durchschnittlicher Stand ist kaum wahrnehmbar von dem in der Meschera verschieden. Ich

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)