Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 125.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ersten beträchtlichen Terrain-Differenzen im Süden der Haupt-Seriba. Um den Lelē-Hügel zu erreichen, muß man einen schmalen, aber (selbst in der trocknen Zeit) tiefen Graben, den weit von Süden herströmenden Chor von Kulōngo durchschreiten; letzterer ergießt sich hier in den Tondj, dessen steilabstürzende Thonufer, im April 15 Fuß über dem Wasser, man in einer halben Stunde gen Süden von Addai aus betritt.

Der Tondj, welcher jetzt zur Zeit seines tiefsten Standes an dieser Stelle eine Tiefe von 4–7 Fuß ziemlich schnell fließenden klaren Wassers hatte, welches die abstürzenden Ufer im Abstande von nur 50 Fuß begrenzten, tritt im Charif weit über seine Ufer und soll, wie mir Augenzeugen mittheilten, alsdann, lange bevor er seine Eintrittsstelle in den Bachr-el-Ghasāl bei den Nuēr erreicht, als uferloser Fluß seine Gewässer mit den unregelmäßig weithin überschwemmten Niederungen verschmelzen.[1] Ferner hieß es, daß er nicht aus dem Niām-Niām-Lande (wenigstens nicht aus demjenigen südwestlichen Theile, den die Expeditionen von hier aus zu besuchen pflegen) seinen Ursprung nehme, sondern von SSO. herkäme. Seine Richtung an der besuchten Stelle war von WSW. zu ONO., gen Westen jedoch beschrieb er einen deutlichen Bogen südwärts zu, so viel ich aus den Lichtungen des Lelē gewahr wurde.

Vom 27. April bis zum 13. Mai unternahm ich einen größeren Ausflug gen Westen, welcher mich über den Djūr und Waufluß führte. Eine Anzahl Träger und vier meiner Leute genügten zu meiner Begleitung, da das Gebiet innerhalb der Seriben ganz sicher zu durchziehen ist, und häufig genug einzelne Bewaffnete den Weg zu machen pflegen. Selbst unabhängige Eingeborene würden von jeder Attaque abstehen, da sie ohne Noth und ohne gereizt worden zu sein, schwerlich mit dem Opfer des Einen oder Anderen von ihnen eine Beute erkaufen möchten, deren nachträgliche Rechnung gewiß nicht ohne böse Folgen für Alle bleiben würde.

In 3 Stunden und 11 Minuten nordwestlichen Marsches wurde Petheriks ehemalige Seriba erreicht, jetzt Eigenthum seines früheren Agenten, des mit Kurschuk Ali associirten Abderrachmān Abu-Gurūn. Diesen Beinamen (Vater der Hörner, Stier) führt der Genannte des weitverbreiteten Rufes seiner Kühnheit und Unternehmungslust wegen, da er unter den Lebenden als erster Niām-Niām-Reisender gilt. Alle Nubier im Gebiete führen ähnliche Beinamen, da sich die Mohameds etc. zu häufig wiederholen. Die Charakter dieser Seriben-Verwalter,


  1. Der Fluß wurde indeß von J. Poncet im April 1869 auf seiner Reise von Mirakok zum Rohl uberschritten.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_125.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)