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selbst passirt, doch war später zu Bardaï mein Verhältniß zu den Einwohnern nicht günstig genug, um Erkundigungen einziehen zu können.

Der Wasserreichthum des Hauptthales hat eine seßhafte Bevölkerung erzeugt, die sich der Dattelzucht und Gartencultur widmet. Durch letztere wird ein wenig Weizen, Ksob (Negerhirse), Ngafoli (Sorghum), gewonnen. Fruchtbäume fehlen außer der Dattelpalme gänzlich. Doch stellenweise sollen sie auch Bohnen züchten, und Kürbisse verschiedener Art und Pastaken (Wassermelonen) habe ich selbst gesehen.

Vom Hauptpopulations-Centrum, Bardaï genannt, gelangt man nach zwei Tagereisen in nordöstlicher Richtung zum Enneri Auso, ungefähr parallel dem Bardaï, doch viel unbedeutender und spärlicher bevölkert.

Von demselben Punkte gelangt man in direct südlicher Richtung durch eine starke Tagereise zur Quelle Yērike, deren Thermen-Natur ganz unzweifelhaft ist. Das Wasser scheint sogar so heiß zu sein, daß man sich dem Sprudel bei seiner Dampfentwicklung nicht ganz nähern kann; jedenfalls muß es erkalten, ehe man es trinkt. Sein Hervorsprudeln ist mit Detonationen verbunden (über diese sind alle meine Berichterstatter einig; während die Rapporte über den Hitzegrad variiren). Man trinkt davon 1–2 Gläser voll (doch nach Bedürfniß mehr oder weniger); der Geschmack ist bitter-salzig; die Wirkung ist eine allgemeine, ohne Diarrhöe etc., und heilt oder beeinflußt günstig alle Krankheiten der Haut, der Muskeln, Knochen und sehnigen Gebilde. Hilft es das erste Mal nicht, so versucht man es nicht zum zweiten Male.

Ich selbst habe diese interessante Quelle nicht besuchen können, und wenn ich so viel Freiheit gehabt hätte, es wagen zu können, so würde man mich sofort todtgeschlagen haben. Für so kostbar halten sie diesen Schatz, ihren einzigen Reichthum, wie sie in richtiger Würdigung ihrer Heimath sagen, daß sie nicht nur nicht an der Möglichkeit, sondern sogar nicht an der Wahrscheinlichkeit einer Invasion von Türken oder Christen zweifeln, wenn Jemand den Schatz gesehen und darüber zu Hause berichtet hätte.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Fauna Tibesti’s, soweit sie Bezug auf die Einwohner hat. – Die Hausthiere beschränken sich auf Kameele, Ziegen, Schafe und Esel, und sehr wenige Katzen und Hunde. Der Reichthum an Kameelen der Tēda Tu’s ist viel unbedeutender, als ich früher vermuthete. Wo die Araber nach Hunderten zählen, zählen sie höchstens nach Zehnern. Die Einwohner Ābo’s scheinen die meisten zu besitzen; die Bardaï’s haben fast gar keine, denn ihr sonst verhältnißmäßig so reich ausgestattetes Thal versagt

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)