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sollten sie sich auch, die ja keinen Ehrgeiz kennen, noch anstrengen mehr zu erringen? Das fast zu gesegnete Land bietet ihnen von selbst, was sie zur Nothdurft brauchen, und damit begnügen sie sich.

Nur wenn sie Waffen, Pulver und Blei oder auch bunte Tücher für ihre Frauen haben wollen, flechten und verkaufen sie Matten und Hüte oder verdingen sich bei brasilianischen Salzhändlern als Schiffsknechte; aber in den heißen Monaten, wo bei ihnen die schönsten Früchte reifen und wo sie auf der Flußreise auch zu sehr von Moskitos geplagt werden würden, lassen sie sich durch Nichts zur Reise bewegen.

Von der Sprache der Cayapos habe ich nur Weniges notiren können; die wenigen Männer, die etwas portugiesisch verstanden, ermüdeten bei den Fragen und Antworten stets so leicht, daß ich ihre Aufmerksamkeit kaum eine viertel Stunde jedesmal zu fesseln vermochte.

Ihre Sprache besteht aus scharf accentuirten, kurz hervorgestoßenen Wörtern und macht den Eindruck als stotterten sie. Weiter unten werde ich die von mir gesammelten Wörter geben und will hier nur das Bemerkenswertheste erwähnen.

Artikel und Declination haben sie nicht; von persönlichen Fürwörtern: ich = nehé, er = moamá, wir = pauhiá, sie = hokeré, mein = hakiamá, sein = kakiamá, unser = pakiama.

Von Zahlwörtern haben sie seltsamerweise nur drei: eins = mahé, zwei = mujalapió und – was darüber ist, ist ihnen viel = moschi, was auch zugleich reich bezeichnet, während sie arm und wenig mit kit benennen.

Ob sie eine Art Conjugation haben, konnte ich nicht herausbringen; so nannten sie mir für: ich will, er will, gieb mir, nur ein Wort: makiá.

Von Farben haben sie Wörter für weiß, hell = kaketé, für schwarz, dunkel = tapanjó; den weißen Mann nennen sie: hepé, den braunen: hempiampiam, womit sie auch ihre Art Waldteufel bezeichnen; für ein rothes Tuch haben sie ein besonderes Wort: netampiá, ebenso für die rothe Frucht, mit der sie sich zu bemalen pflegen: urucú und für die schwarze: genipápó.

Während in früheren Zeiten, namentlich in den ersten Jahrzehnten nach der Invasion, sich Portugiesen und Brasilianer häufig mit Indianerinnen verheiratheten, und noch jetzt viele tüchtige Brasilianer mit echt indianischem Typus zu sehen sind, werden die Bugres do matto, wie die Indianer jetzt genannt werden, schon seit lange von den Brasilianern so verachtet, daß Verbindungen zwischen beiden jetzt wohl nur höchst selten vorkommen mögen.

Die Menge der Cayapos vermindert sich stetig, und da sie nicht

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)