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den Distrikt von Samarkand, jedoch soll nach glaubwürdigen Aussagen sich die Production im District Katte-Kurgan mindestens ebenso stellen.

Eine Ausfuhr von Cocons findet nicht statt, und getrocknete Cocons passiren nicht durch Samarkand; im Gegentheil werden letztere sogar noch von Buchara und Kokand eingeführt und zum Weben der Adraß und Schaï (erstere halb Seide halb Baumwolle, letztere ganz seidene Gewebe, weil der Kalaba (eine Art Seidenwatte, die dort viel producirt wird) für diese Stoffe nicht verwendbar ist; jedenfalls würde es von unberechenbarem Vortheil sein, wenn es gelänge, die enorme Menge der von den ungeschickten Eingeborenen so gemißhandelten Cocons besser zu verwenden.

Die frischen auf den Bazars gekauften Cocons werden von den besten Spinnern in folgender Weise getrocknet. Man breitet dieselben zunächst in einer dünnen Schicht am Boden aus und setzt sie während des Tages der Einwirkung der Sonnenstrahlen aus, was hinreicht, um die Puppe zu tödten. Darauf werden sie in einer etwas dichteren Schicht, jedoch auf derselben Stelle, zusammengelegt, und bei Tage mit einer Matte bedeckt, während diese zur Nachtzeit entfernt wird, um der frischen Luft Zutritt zu gewähren. Nachdem diese Manipulation während 25 Tagen wiederholt ist, sind die Cocons getrocknet, worauf sie gleichfalls lagenweise in die Magazine gebracht werden. Durch häufiges Umschaufeln derselben, sowie durch frische Luft werden hier die Cocons vor dem Fraß schädlicher Insekten bewahrt; zum Schutz gegen Mäuse sperrt man aber Katzen, die hier von vorzüglicher Beschaffenheit sind, in die Magazine. Es befinden sich in Samarkand 15 bis 20 Meister, welche einen oder zwei Oefen besitzen, auf denen sie die angekauften Cocons spinnen und nachher verweben. Auch die obenerwähnten iranischen Compagnieen kaufen Cocons für eigene Rechnung auf, spinnen sie und verkaufen nachher die Seide. Der Besitzer einer Spinnerei erzählte mir, daß er mit seinen beiden Oefen 40 Pontes Seide gesponnen habe. Von 11 Scharik (1 Scharik gleich 11 russische Pfund) frischer Cocons erhält man ein Scharik Seide (5 Scharik trockener Cocons geben ein gleiches Quantum). Es waren also 640 frische Pontes, welche derselbe versponnen hatte. Die Cocons wurden ohne Unterschied der Farbe und Qualität versponnen.

Die Webstühle wurden erst vor 30 Jahren eingeführt und haben sich rasch vermehrt; gegenwärtig sind 220 im Gange, 200 nämlich für die Verfertigung des obenerwähnten Adraß, und 20 für Schaï. Trotzdem liegt die Seidenindustrie noch sehr im Argen. Auf der Ausstellung zu Taschkend waren Stoffe von Chinesischen Arbeitern aus

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_417.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)