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ihre Cocosfrüchte und ausgelaugten Cocosöle; der Goajiro sendet seine gesuchten Esel und Pferde; Altagracia mit seiner fruchtbaren Landumgebung die saftigen Futtergewächse, die leicht vergänglichen Bananen und Feldfrüchte; aus den Lagunenhäfen im Osten und Süden kommen die Culturerzeugnisse der reichen Hinterländer: Cacao, Kaffee und Tabacke, die in der herrlichen Alpenregion und den Tiefthälern von Trujillo, Mérida und San Cristobal, wie an den wildromantischen, heißen Ufern des rauschenden Motatan gewonnen werden. Sie erhalten dafür von der Hafenstadt überseeische Importe und Pferde und Esel aus den Savannen Goajiro’s; die heiß-feuchten, fruchtquellenden Waldniederungen Gibraltar’s schütten ihre goldschwere, unvergleichliche Cacaofrucht in das große Danaidenfaß des Welthandels; der Catatumbo sendet die reichen Naturprodukte seiner unermeßlichen, kaum berührten Uferwälder, namentlich Gelb- und Schiffsbauholz, sowie die schweren Kaffeeladungen der Thäler Cúcuta’s; der Rio Escalante und das ganze große Fluß- und Seenetz des angeschwemmten, schweren, tiefen Flachlandes, der kochende Heerd der Tropensonne im Südwesten der Lagune, führt ununterbrochen den aus seinem Schlammboden in unerschöpflicher Menge hervorbrodelnden Rohrzucker herbei, und niemals stockt die Quelle seiner Tropenfrüchte, die auf keinem anderen Boden zarter und schmackhafter reifen; die auf der Zunge schmelzende, fein aromatische Baummelone (Carica Papaya), von welcher die Kultur eine besonders zarte, kernlose Abart hervorgebracht hat, deren Samengehäuse in Fruchtfleisch übergegangen ist; mandelsüße Nispero’s (Achras Sapota), eine apfelartige, breiig-saftige Frucht, die unreif von Gerbsäure und Kautchouk enthaltendem Milchsaft strotzt, reif sehr zuckerreich und eiweißhaltig ist; die erfrischende, süß-säuerliche Chirimoya und die kindeskopfgroße Guanábana (Anona Humboldtiana und A. muricata) mit weißem, saftstrotzendem, von schwarzen, großen Kernen angefülltem Fruchtfleische; melonengroße Pärchen mit fester Schaale und stachelbeerartigem Fruchtmuße (Passiflora quadrangularis), Ananas, Feigenbananen und alle Früchte weiter, welche in den unvergänglichen Gärten der Tropenhesperiden in überschwänglicher Fülle reifen. Die Savannen Perijá’s im Westen füllen den Markt mit den Erzeugnissen der Rindviehzucht, mit Schlachtvieh, Haufen Hörnern, und mit den Ergebnissen der Jagd in den entfernten, von wilden Indianern durchschweiften Wäldern, sowie mit werthvollen Walderzeugnissen, als Harze, Balsame, Oele, Kautchouk u. s. w.; der landschaftliche Charakter jener etwa 150 Fuß über das Meer emporgehobenen Savannen ähnelt dem der Savannen nördlich von Orinoco, von Varinas und Barquisimeto, und erinnert mit seinem unterbrochenen Wiesen- und

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_432.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)