Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 433.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kräuterrasen, Palmen- und Buschbosquets und kleinen bewaldeten Flußthälern an den freundlichen Anblick englischer Parkanlagen. Auch geringe Mengen von Indigo, Baumwolle, Thierbälgen, Bienen- und vegetabilischem Wachs kommen auf den Markt der Hafenstadt; eingefangene wilde und gezähmte Thiere, Vögel, Schildkröten, Kammeidechsen und die nahr- und schmackhaften Eier dieser Lurche, Konserven und Süßigkeiten stehen zum Verkauf aus. Fische liefert die Lagune in reicher Auswahl und von vorzüglicher Güte.

Der Anblick oder Besuch dieses bunten Lebens und Treibens auf dem Markte wirkt auf den Zuschauer ebenfalls belebend und aufregend; auf den öffentlichen Berührungsplätzen, wo die persönlichen, unmittelbarsten Interessen oder Leidenschaften, die Spiel- und Vergnügungssucht geweckt werden, tritt das südliche Temperament in seiner ganzen sprudelnden Beweglichkeit und Lebhaftigkeit rückhaltslos an die Oberfläche, offenbart sich die Menschennatur in allen ihren Racenanlagen und Raceneigenthümlichkeiten, in allen Tonleitern der Seelenaffecte mit einer Durchsichtigkeit und in einer Variationsscala, wie sie dem Darwinismus und der Psychologie zu Studien und Vergleichen gar nicht vollständiger vorliegen können. Dieses Wogen und Wallen, Auf- und Abfluthen der sinnlichen und spirituellen Fluctuationen und ihrer Wahrnehmungen, diese elektrischen Strömungen und Spannungen in der Lebensatmosphäre der verschiedenartig beseelten Wesen, diese Kontacte und Aggregationen der Charaktere und Originalerscheinungen in der Menschenwelt müssen das trägste Temperament und die schlaffste Indolenz in Mitleidenschaft ziehen, beleben und anreizen, hineinzutauchen in die ewige, strömende Fluth des Lebens.

Käufer und Verkäufer aus allen Schichten und Farbenabstufungen der Bevölkerung, weiße und schwarze Frauen und in der modernen Welt sich befremdet bewegende indianische Mädchen, Stadtdamen in prunkendem Putze und jene urwüchsigen, nur von einem langen blusenartigen, buntfarbigen Kattunhemde umhüllten Töchter der natürlichen Freiheit, fein gekleidete Kavaliere und bis auf den Schurz nackte, in den Frohndienst moderner Sklaverei eingespannte, stumpf hinbrütende braune Männer, welche durch List ihrem heimathlichen Boden entrissen wurden, Mensch und Thier, alles das bewegt sich zu Wasser und zu Lande durch einander wie ein Bienenschwarm, und mit der solchem Schwarme eigenen Geschäftigkeit und Beweglichkeit. Aus allen Straßen galloppiren die Käufer auf Eseln heran und nach allen Richtungen wieder in die Straßen zurück; jeder Eselreiter hat unmittelbar[WS 1] hinter sich auf dem Rücken des Thieres seinen schmierigen Bedienten; statt der Bügel hängen zu beiden Seiten des Saumsattels


  1. Vorlage: unmittelbur
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_433.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)