Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 469.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kamahareró und Jan veranlaßt eine Zusammenkunft zu halten, in welcher mit meines Vaters Hülfe das Verhältniß der beiden Regenten zu einander näher präcisirt werden sollte. Da diese Zusammenkunft jedoch zu lange aufgeschoben war und mein Vater die zum Reisen günstigste Jahreszeit nicht verstreichen lassen durfte, reiste er ab und schickte einen stellvertretenden Missionar zu Jan und Kamahareró. Diesem gegenüber erklärte Kamahareró, daß fortan er und Jan die einzigen Häuptlinge im Lande seien. Beiden gehöre jetzt das Land ungetheilt und es sollten die übrigen Hereróhäuptlinge abgesetzt und die Weißen aus dem Lande vertrieben werden. – Sofort wurden nach dieser Erklärung von Seiten der Weißen und einiger Hereróhäuptlinge meinem Vater Boten mit dieser Nachricht nachgesandt mit der Bitte schleunigst umzukehren. Da mein Vater jedoch die jungen Missionare nicht allein reisen lassen konnte, erbot sich der bekannte englische Reisende Green die Expedition in’s Innere zu dirigiren und bat meinen Vater ebenfalls im Interesse des Landes und der Europäer umzukehren. Sehr dankbar für diese edle Aufopferung Green’s reiste mein Vater sofort zurück, suchte zuerst Kamahareró auf und fragte ihn, ob es sein Ernst gewesen sei, was er in Betreff der Absetzung der Hereróhäuptlinge und der Vertreibung der Europäer gesagt habe. Kamahareró war feig genug alles zu läugnen. Darauf reiste mein Vater nach Otyimbingué und fand daselbst eine Proklamation Jan’s an die Europäer vor (meinen Vater glaubte er längst über alle Berge), worin er sich fortan als alleiniger Herrscher der vereinigten Hereró und Namaqua bezeichnete und sämmtliche Europäer aufforderte, sofort nach Empfang seiner Proklamation das Land eiligst zu verlassen. Mein Vater schrieb darauf einen längeren versöhnlichen Brief an Jan, worin er ihn darauf aufmerksam machte, daß er mit einer solchen Politik sämmtliche Hereróhäuptlinge außer Kamahareró und den größten Theil der Namaquahäuptlinge, die ihm eine solche Macht nicht gönnen würden, gegen sich aufhetzen würde. Außerdem schlug er ihn eine freundschaftliche Zusammenkunft vor. – Soweit reichen die letzten Nachrichten.


Ein inschriftliches Denkmal von der Oster-Insel.
Schreiben des Herrn Prof. Dr. Philippi an Herrn Dr. Bastian.
(Hierzu eine Abbildung, Taf. VII.)
Santiago de Chile, d. 20. August 1870.

 Verehrter Herr:

„Die chilenische Regierung hat im Anfange dieses Jahres die Corvette O’Higgins nach der Oster-Insel abgeschickt, und der Commandant derselben, D. Ignacio L. Gana, hat eine Beschreibung der Insel verfaßt, die Sie in der Memoria, que el Ministro de estado en el departamento de Marina presenta al congreso nacional de 1870. p. 90 ff. finden. Der Commandant Gana hat zugleich für das hiesige unter meiner Leitung stehende Museum eine Menge interessanter Gegenstände mitgebracht, u. a. auch die beiden Holzstücke mit eingegrabenen Schriftzeichen,

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_469.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)