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im hohen Norden, ohne Nachrichten für uns während 18 Monaten. Das Bremer Comité hat in der Zwischenzeit eine anerkennenswerthe Thätigkeit entwickelt, die noch fehlende Summe für Bestreitung der Kosten durch Sammlungen zu ergänzen und auf Anregung des hiesigen Comités ist auch in Berlin zu Gunsten der Nordpolar-Expedition ein Cyclus von Vorlesungen gehalten, bei dem sich vorwiegend Mitglieder unserer Gesellschaft betheiligt und ein dankbares Publikum gefunden haben. Nach langem Harren trafen die ersten Nachrichten ein, die grausige Kunde von dem Untergang der „Hansa“ in den Stürmen der Polarnächte, von einer Ueberwinterung der Mannschaft auf gebrechlicher Eisscholle, von ihrer Rettung durch beschwerliche Bootfahrt; dann lief auch die „Germania“ ein, wohlbeladen mit den Schätzen ihrer Entdeckungen. Die ausführlichen Berichte werden von Dr. Petermann, dem ersten Urheber der deutschen Nordpolar-Expeditionen, vorbereitet, und in einer unserer Sitzungen hatten wir Gelegenheit kürzere Mittheilungen entgegenzunehmen, in Anwesenheit der beiden Führer der Expedition, Capt. Koldewey und Hegemann, sowie der Gelehrten, der Herren Dr. Copeland und Börgens, nebst Hildebrandt und Bade, der Steuerleute der „Hansa“, und des Matrosen Gierke. Gleichzeitige Untersuchungen wurden auf den zum Walfischfang ausgerüsteten Dampfern des Herrn Rosenberg in Bremerhafen gemacht von den begleitenden Gelehrten Bessel auf dem „Albert“ und Dorst, den wir die Freude hatten in einer Sitzung unter uns zu sehen, auf dem „Bienenkorb“.

Die Arbeiten der schwedischen Polar-Expedition sind in einer Reihe höchst werthvoller Publicationen veröffentlicht worden. Das Meer zwischen Spitzbergen und Nowaja-Semla befuhr Lamont, die Küsten letzter Insel Johannesen, die jener Graf Zeil und Heuglin, die Eugen von Waigatz Sideroff. Jarshinski forschte geologisch an der Murman’schen Küste des Polarmeeres und Middendorf bestätigte Petermann’s Vermuthungen über die Ausdehnung des Golfstroms. Grad stellte Untersuchungen an über die verschiedene Structur des Gletschereises, Soret über die Himmelsbläue, als Folge der Polarisation des Lichts, Mühry und Valles über Meeresströmungen, Toynbee über die abnehmende Dichte des Meerwassers, Carpenter und Thomson, Sars, Frank, de Pourtales über das Thierleben in tieferen Schichten des Meeres. Die Wärmetemperaturen des nordischen Polarmeeres in ihrem Zusammenhang mit dem Golfstrome oder der atlantischen Driftströmung sind für Findlay, Chimmo, Irminger, Whitley u. s. w. Gegenstand der Untersuchung geworden. Das Feld der Meteorologie ist unnöthig zu berühren, da wir verschiedentlich in unseren Sitzungen Gelegenheit hatten aus dem Munde der ersten Autorität auf diesem Gebiete Mittheilungen entgegenzunehmen,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_527.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)