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b) Nord- und Centralasien.

Milde’s oben erwähntes Werk behandelt auch die Farrn der unter russischer Herrschaft stehenden asiatischen Länder.

Ein besonders ergiebiges Feld botanischer Forschung und Bekanntmachung dort gewonnener Ergebnisse boten in den letzten Jahren die von den Russen neuerdings in Besitz genommenen Länder am Syr Daria, Ili und den übrigen Zuflüssen des Balchasch-See’s (Semiretschinskische Provinz, das Sieben-Flußland), sowie die südlich angrenzenden Bezirke der bisher unter chinesischer Herrschaft stehenden Länder, welche freilich jetzt, in einem Unabhängigkeitskampfe begriffen, den Reisenden besondere Schwierigkeiten bieten. Ueber die Reisen Ssäwerzow’s, welche von neuem Lande besonders die Gebirgs-Gegenden zwischen dem Tschui und Amu Daria, mithin den westlichsten Theil des Tian-schan-Systems erschlossen, hat Marthe in Z. E. III. 421 berichtet. Die zoogeographische Eintheilung der nordasiatischen Steppengebiete, welche derselbe a. a. O. 442 giebt, ist für uns von besonderem Interesse, weil der Reisende drei „Zonen“ des Steppengebietes ausschließlich botanisch charakterisirt, die des Pfriemengrases (Stupa), der Chenopodeen und Artemisien und der Ssaksaul (Ammodendron-) Wälder. Ein Vergleich dieser Zonen mit den 3 von Kerner (Pflanzenleben der Donauländer 66 ff. 90 ff.) geschilderten Formationen der ungarischen Steppe, von denen sogar eine Specialfacies ebenfalls durch das Vorkommen der Stupa charakterisirt wird, liegt nahe.

Auch der ausführliche, erst neuerdings veröffentlichte Bericht über Ssemenow’s schon 1856 und 1857 ausgeführte Reise nach dem transilischen Alatau ist von demselben verdienstvollen Vermittler unserer Kenntniß der russischen geographischen[WS 1] Literatur Z. E. IV. 116. 208 im Auszuge bearbeitet worden. A. a. O. 217 ff. sind die pflanzengeographischen Ergebnisse zusammengestellt. Ssemenow unterscheidet in dem von ihm bereisten Gebiet folgende Zonen: 1) Die Steppenzone, wegen Trockenheit kulturunfähig, mit nur 10 Prozent europäischen (meist auch dort nur südrussischen!) Arten. 2) Die Kultur- und Gartenzone, am Fuße des Gebirges und in den Thälern zwischen 2000 und 4500–5000′ mit 60 pCt. europäischen, meist mitteleuropäischen Arten, wilden Aprikosen, Apfel- und Wallnußbäumen. 3) Die Nadelholz-Zone bis 7600–8000′; Picea Schrenkiana vorherrschend, ebenfalls 60 pCt. europäische, meist alpine oder nordische Arten. 4) Alpen-Zone, bis zur Schneegrenze 10,500–11,000′, mit nur 25 pCt. europäischen (nordisch-alpinen) Arten, während die übrigen meist sibirisch-alpine sind.


  1. Vorlage: geographisshen
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 553. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_553.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)