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1752. Klage des Chirurgen über großen Verbrauch von Bettstroh und Nachtgeschirr der Wahnwitzigen. – – Wann nun diese höchst bejammernswürdigen Leute nicht allein die mehresten Nächte das Stroh besäßen, ja zuweilen mit Koth besudeln – – so daß doppelt soviel mindestens als für einen Züchtling erfordert werde.

Juli 1752 wird die Versetzung einer Tollen ins Dollhaus aus dem Zuchthause beantragt, weil sie, obwol nicht wüthend, doch beständig die allerthörichtsten Possen treibe und ohne Unterlaß bald weine, lache, singe und tanze, mithin die übrigen Weiber-Züchtlinge, indem sie ihre Gaukeleien ansahen, von der Arbeit abhalte. – Es geschah dann.

Dezbr. 1754 wird die Coje im Dollhause, welche für ganz rasende Personen bestimmt sei, beansprucht für einen im Zuchthause Befindlichen, weil er an dem äußersten Grad der Raserey laborire und bey seinem dermahligen Aufenthalt in der Zuchthaus-Wache an Händen und Füßen steths geschlossen gehalten werden müsse, um die von ihm tentirten Ausbrüche der Wuth zu verhindern. Es wird dabei der Vorschlag gemacht für seine arme Wittwe jährlich vor den Kirchen-Thüren seines Amtes zu sammeln, als Mittel der Behörde! sie zu unterstützen. Der Kranke hatte seine Mutter mit einem Beile an den Kopf geschlagen.

Febr. 1755 Gesuch des Chirurgen und Zuchthaus-Verwalters – – „ob mir nicht, dem, von der Apoplectie überfallenden, und aus Berlin gebührtig seyenden, Beschuldigten Mordbrenner, Johann Christian Lütjens Cörpers, nach dessen Absterben, zu schenken geruhen wollen, um, an den Cadaver, einer Section zu verrichten, und zu Anatomiren, besonders, da dieser J. C. L. zum offteren, einen Besonderen accident in der Brust gehabt, woraus ich mir nicht förmlich habe vernehmen können, und solches, bei Eröfnung des Cörpers, deutlich erfahren werde.“ Es wurde gewährt.

Dieser L. starb jedoch nicht so bald, sondern wurde im Sept. wegen „strafbarer Unternehmungen“ (Entweichungsversuche)

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)