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mußte sie nach Bericht des Speisemeisters „in Anfällen der stärksten Wuth oft in Ketten geschlossen werden.“ Sie sei nie boshaft, immer wahnsinnig gewesen. Die Commune mußte dann nach Allerhöchstem Rescript nachzahlen.

1789 bat die Generalmajorin v. B., daß ihre wahnwitzige Tochter, deren Unterhaltung im Zuchthause zu Hamburg bis dahin 200 jährlich gekostet hatte, ins Zuchthaus zu Glückstadt für 100 aufgenommen werden möchte. Verhandlungen wie viel eine bessere Verpflegung mehr kosten würde, hatten das Ergebnis, daß 119 nöthig seien.

1795 finden wie eine zweimalige Abweisung des Marcus Bröcker zu Apenrade, der befreit werden wollte von den Unterhaltungskosten für seinen kranken Sohn, weil er verarmt sei. Er stand dicht vorm Concurse, weßhalb er zahlen sollte, bis er bonis cedirt habe. Es wurde dann der Verkauf seines Schiffes nöthig.

1801 wurde ein Antrag auf Aufnahme einer Nymphomanen ins Irrhaus abgewiesen, weil die Patientin nicht gemeingefährlich sei.

1806 wurde der Antrag einer Frau auf Entlassung ihres Ehemannes abgelehnt, weil dieser periodisch erregt und gemeingefährlich sei; die Frau wollte ihn auf der Insel Ramsö unterbringen. Dieser Mann war vor der Aufnahme „einem Bändigungsversuche von Seiten eines ihm an cörperlicher Kraft völlig gewachsenen Fußknechts unterzogen gewesen, welcher aber nur einen temporären Erfolg gehabt hatte“. Auch war er nach Zertrümmerung der Fenster eines Nachbarn und sonstigem Unfug mit einer ernsthaften Ermahnung entlassen, obwohl man wußte, daß er krank war. Schließlich wurde er auf Vorschlag des Physikus ins Zuchthaus gebracht, wo er sich unter strenger Aufsicht und regelmäßiger Thätigkeit am ehesten beruhigen werde.

Eine 71jährige Frau wurde 1806 aus dem Irrhaus entlassen, weil seit 2 Jahren keine Spuren von Krankheit mehr vorhanden. „Bereits im Februar vorigen Jahres wurde in Anregung gebracht, daß sie entlassen werden könne.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)