Seite:Zerstreute Blaetter Band III 100.jpg

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so weit er kann, mittheilet; auch dieser innere Sinn, d. i. die Regel des Verstandes und Bewußtseyns der einzige Maasstab seyn könne, wie in jedem Werk, in jedem System der Kunst oder des Vortrages ein Bild gestellet, gewandt, ausgemahlt, kurz, zu welchem Grad der Wahrheit, Lebhaftigkeit und Klarheit es in jedem Zuge gebracht werden dürfe. Allgemeine mechanische Regeln helfen hier nichts: denn, wie gesagt, es liegt nicht in den Dingen außer uns allein, was wir in ihnen sehen , sondern vorzüglich an dem Organ, das da siehet und an dem innern Sinne, der gewahr wird. Die Fliege sieht eine andre Welt, als die Schnecke; der Fisch eine andre als der Mensch; und doch sehen sie alle nach denselben Regeln der Wahrheit, Lebhaftigkeit und Klarheit Eine und dieselbe Schöpfung. So ists mit jedem veränderten Gesichtspunkt und Tageslichte: so zuweilen mit jeder veränderten Disposition

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)