Seite:Zerstreute Blaetter Band III 107.jpg

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befördern. Selbst die sogenannte Verwirrung der Ode ist eine Verwirrung nach Regeln, d. i. eine höhere Ordnung.

Da nämlich in der Natur der Dinge keiner unsrer Sinne für sich allein wirket und wir immer eine Aeols-Harfe sind, die von mancherlei Winden und Elementen belebt werden: so beruhet die Lebhaftigkeit der Vorstellung gerade auf der Mannichfaltigkeit dessen, was wir beim Genuß dieses Gegenstandes damals auf Einmal fühlten. Der innere poetische Sinn weiß dieses so wahr und genau zusammen zu knüpfen, daß wir in seiner Kunstwelt abermals seine ganze lebendige Welt fühlen: denn eben die kleinen Umstände, die der kalte Verstand nicht bemerkt hätte, und die der kältere Afterverstand als Ueberfluß wegstreichet, sind gerade die wahresten Striche des eigenthümlichen Gefühls,also auch eben dieser Wahrheit

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)