Seite:Zerstreute Blaetter Band III 144.jpg

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Sobald ich einen jeden Allgemeinsatz auf einen besondern Fall zurückführen, ihm in einer erdichteten oder wahren Geschichte die Wirklichkeit ertheilen und ihn nachher aus derselben durch eine leichte chymische Kunst wieder abziehen will: so ist nichts leichter, aber auch nichts armseliger, als die Fabeldichtung.


Also, sagt man gemeiniglich, sei es ein allgemeiner moralischer Satz, der in der Fabel erscheine.


Ein allgemeiner moralischer Satz? Indessen gehe ich der besten Fabeldichter beste Fabeln durch und finde in einer beträchtlichen Anzahl derselben nicht eben einen moralischen Satz känntlich, oder das Wort müßte in einem eignen Sinne genommen werden. Oft sind es wirklich nur interessante Erfahrungssätze, Regeln der Klugheit u. f.; auf welche in sehr schönen Dichtungen der Dichter es anlegte. Ueberdem ist das

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_144.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)