Seite:Zerstreute Blaetter Band I 125.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch vom höhern Alter ihrer Mutter Zeuge. Sie standen nur da, um die kräftigere und blühendere Schönheit ihrer frühern Geschwister entweder zu erheben – oder zu verdrängen; nachdem es das Schicksal wollte. Beydes ist der Fall der griechischen Anthologie gewesen und so ist aus dem Blumengarten der alten Welt mit der Zeit ein wilder, überschwemmter Boden worden, auf dem das Beste neben dem Schlechtesten blühet.

     Es ist Zeit, mein langes Bild zu enden und es in Geschichte zu verwandeln.

     Anderthalb hundert Jahr vor Christi Geburt sammlete ein Asiatischer Grieche, Meleager von Tyrus einen Kranz von Blumen d. i. von den niedlichsten kleinen Gedichten seiner Sprache. Daß er ihn mit Wahl gesammlet habe, zeigen theils die Namen der Dichter und Dichterinnen, aus denen er zusammenlas, theils der zärtliche und feine Geschmack, der in seinen eignen Gedichten herrschet. Wenn man in der Zuschrift seines Blumenkranzes an seinen Freund Diokles die vier

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_125.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)