Seite:Zerstreute Blaetter Band I 131.jpg

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Buchs entgegen. Meleager sammlete Blumen, d. i. kleine Gedichte allerley Art; nicht Epigramme allein, noch weniger Epigramme von einer, der witzigen, satyrischen Gattung. Viele Dichter, die er nennet, und die Art, wie er solche charakterisiret, lassen uns daran keinen Zweifel. Wahrscheinlich gieng Philippus auf dieser freyen Bahn fort, da bey den Griechen so wenig, als bey den Lateinern die kleinen Gedichte genau von einander getheilt waren. Epigramme, Idyllen, Sentenzen, Sinnsprüche, zum Theil kleine lyrische Stücke, Elegieen, Fabeln und Mährchen lagen unter oder wenigstens so nahe neben einander, daß man bey einer Blumensammlung zum Vergnügen nicht eben kunstrichterisch unterschied. Fände man also auch in dieser Anthologie nicht, was man in ihr nach einer willkührlich gefaßten Idee allein suchte; vielleicht läßt sich unter alle dem Unrath späterer Zeiten, der in ihr zusammengefegt ist, noch etwas anderes und besseres finden, als man suchte. Und dieß andere Bessere wäre das ursprüngliche, das griechische Epigramm

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)