Seite:Zerstreute Blaetter Band I 138.jpg

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Ich müßte einen großen Theil der Anthologie ausschreiben, wenn ich diese Stücke mit Exempeln belegen wollte.

     Man sehe ein schönes Kunstbild, sey es Statue, Gemme oder Gemählde: scheint es nicht zu uns zu sprechen und zum Lohn für das Vergnügen, das es uns giebt, eine kleine Exposition dieses Vergnügens, ein Epigramm zu fodern? Wenn ich die Vorstellung des Ganzen in seinen Theilen verfolgt und alle Schönheiten der Theile in die Idee des Ganzen vereinigt habe; welches ist der natürlichste Ausdruck meiner Empfindung, als eine Aufschrift, die dieß schöne auf mich wirkende Ganze auch in Worten darstellt, und etwa zugleich eine kleine Spur der Empfindung nachläßt, wie ich dasselbe genossen habe. Ein schöner Theil der griechischen Anthologie hat also Epigramme auf Kunstwerke,[1] deren viele so


  1. Die schönsten derselben wird der Verfolg liefern, wiewohl auch schon einigen Epigrammen dieses Theiles offenbar Gemählde, Gemmen oder Statuen vorliegen.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)