Seite:Zerstreute Blaetter Band I 173.jpg

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ist das ganze Herz des Menschen dein Saitenspiel; aber siehe auch, wozu du es spielest? Und nun, meine Schwestern, vergleichet euch selbst über bestimmte Fälle und Zwecke, in und zu denen eure Kunst sich äußert.

     Die Malerey fieng an und schilderte die hohen Eindrücke, die sie manchmal durch die Darstellung eines Gemäldes gemacht habe. Sie sprach von Brutus Gemahlin, die nicht zu Thränen zu bringen war, bis plötzlich ihr das Bild der Andromache ins Gesicht fiel, und den frischen Damm ihrer Empfindungen aufriß. Sie führte eine Reihe anderer Gemälde an, die plötzliche Bekehrungen, Tröstungen, Ermunterungen bewirkt, und die Seele, wie durch Erscheinungen aus einer andern Welt umgekehrt und umgeschaffen haben. – –

     Verzeihe, Schwester, sprach die Poesie, und bemerke auch hier, was von diesen Wirkungen eigentlich nur dir zugehöret. Das meiste hiervon liegt in den Gegenständen, die du nachahmest,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)