Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung | |
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Die Wahl der Flora.
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Als Jupiter die Schöpfung, die er zu schaffen gedachte, in idealischen Gestalten vor sich rief, winkte er, und es erschien unter andern die blumige Flora. Wer mag ihre Reize beschreiben? wer ihre Schönheit schildern? Was je die Erde aus ihrem jungfräulichen Schooße gebar, war in ihrer Gestalt, in ihrem Wuchs, in ihren Farben, in ihrem Gewande[1] versammlet. Alle Götter schauten sie an; alle Göttinnen beneideten ihre Schönheit.
Wähle dir, sprach Jupiter, aus dieser zahlreichen Schaar von Göttern und Genien einen Liebling; doch siehe zu, eitles Kind, daß dich deine Wahl nicht trüge!
Leichtsinnig blickte Flora umher: und o hätte sie den schönen, den in Liebe für sie entbrannten Phöbus gewählet! Aber seine Schönheit war dem Mädchen zu hoch: seine Liebe für sie zu verschwiegen.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)