Seite:Zerstreute Blaetter Band I 304.jpg

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Geschicklichkeiten, Neigungen und Trieben, wären thierisch, die nachher von unsrer Vernunft nur überglänzt, nur geregelt werden müßten.

     Th. Studieren Sie die Menschen, und Sie werden häufige Proben davon finden: denn in Urtheilen über Züge und Charaktere, sobald wir nur das stolze Moralische absondern, sind wir alle ziemlich einig. In der Natur und der Aesopischen Fabel nennen wir einen Fuchs, Fuchs und nicht Löwen. Im menschlichen Leben verwirrt sich das Urtheil, wie aus hundert Ursachen so auch daher, weil es wirklich Absicht der Menschenbildung und Menschenbestimmung ist, den Thiercharakter und die Thiersitten bis zu einem gewissen Grad auszulöschen, und Menschen, oder wenn ichs sagen darf, Engel in der Menschheit aus uns zu bilden. Das will nun jeder schon geworden seyn. Der Neid und die hämische Schadenfreude will am andern so gern noch das ganze rohe Thier und keine Spur vom Menschen oder Engel finden. Daher kommts denn, daß man diese Hypothese so mißbraucht, und sie

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)