Seite:Zerstreute Blaetter Band I 308.jpg

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Seelen und Kräfte unaufhaltsam weiter strebe: sagen Sie mir, Geliebter, etwas von Ihren Tagesträumen hierüber, wie Sie mir gestern von Ihren Nachtträumen sagten. Im Anblick dieses schönen Stroms, in der erhabnen Stille dieses Haines, lassen sich, dünkt mich, Phantasieen denken, wie unter dem bestirnten Dache des Himmels: Hier sind wir wenigstens selbst mit im Chor. –

     Th. Und waren wirs dort nicht auch? oder sind wir hier nicht auch mitten im Strom des Himmels, im Chor irrdischer Sterne? Alles Leben der Natur, alle Arten und Gattungen der beseelten Schöpfung, was sind sie, als Funken der Gottheit, eine Aussaat von verkörperten Sternen, unter denen die beyden Menschengeschlechter, wie Sonne und Mond dastehn. Wir überglänzen, wir verdunkeln die andern Gestalten, führen sie aber in einem für uns selbst unübersehbaren Chor gewiß weiter. O Freund, würde uns ein Auge gegeben, den glänzenden Gang dieser Gottesfunken, zu sehen! wie Leben

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)