Seite:Zerstreute Blaetter Band I 321.jpg

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und im Gehen müssen Sie mir noch einige Fragen erlauben. Wie kommts, daß im Alterthum die weisesten und so weit von einander entlegnen Nationen an der Lehre der Seelenwandrung, und zwar an der schlechtesten Lehre des Rückganges der Wesen, daß der Mensch wieder Thier werde, gehangen haben?

     Th. Sie haben sich selbst schon die Frage beantwortet, Charikles: es war Kindheit der Welt und ihrer Weisheit über das Menschenschicksal. Bey Aegyptern, Braminen und im Munde Pythagoras war die Seelenwandrung Kirchenbuße in einer anschaulichen moralischen Dichtung.

     Ch. Sonderbare Kirchenbuße in einer Dichtung –

     Th. Gewissermaßen konnten beyde damals nicht ohne einander bestehen. Sie wissen, die Weisheit der ältesten Nationen war bey den Priestern. Wenn diese dem rohen Volk keine rechten Ideen von der zukünftigen Welt geben

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1785, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_I_321.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)