Seite:Ziehnert Sachsens Volkssagen II 037.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

165
Sein Begleiter, dereinstens im heiligen Land

führte jetzt auch den Ritter mit sorglicher Hand,
     bis Gott ihn hinauf zu den Frommen 2)
                    genommen.

Jahrhunderte nagten mit fräßigem Zahn

170
     an den Mählern herzinniger Reue,

doch von den Kapellen auf grünendem Plan
     sieht der Wandrer jetzt immer noch zweie.
Und drin, wo der Ritter die Mordthat vollbracht,
in der Sakristei kniet er in reisiger Tracht,

175
     und die steinernen Augen noch scheinen

                    zu weinen.






[Ξ] 2)

Konrad Theler starb 1361. Außer dem Baue dieser sieben Kapellen und Betsäulen beschenkte er auch die Höckendorfer Kirche mit einem prächtigen Altar, dessen Schnitzwerk in Wien gefertigt und 5000 Thaler, die Vergoldung und Vorhänge aber über 20000 Thaler gekostet haben soll. Dieser Altar steht noch, und ist wirklich schön geschnitzt und stark vergoldet, doch die Summe ist wohl etwas übertrieben. Die Herren von Theler waren von jeher reich, und wurden es noch mehr durch den Bergbau. Ihr Reichthum machte sie übermüthig, sie ließen die Pferde mit Silber beschlagen, und hielten einst in einer Weitung der Grube „Edle Krone“ ein Gastgebot von 100 Personen, wobei sie aber ein Wolkenbruch überraschte, der die Grube anfüllte, und die Mehrzahl der Gäste ertränkte. Seitdem kam der dasige Bergbau nie wieder Recht in Schwung.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 037. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_037.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)