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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

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Zuspringen die Ritter, es flüchten die Fraun,

Mathilde entweichet voll Zittern und Graun.
Ihr folget Graf Jeschke, und führt sie zu Roß
bei Nacht und bei Nebel aufs Dohnische Schloß.

2.

„Was Priester, was Ehre? Ich liebe dich ja!
     Was willst du noch weiter verlangen?
Ist dir denn, süß Liebchen, seitdem ich dich sah,
     ein einzig Vergnügen entgangen?

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Was geht uns, sag an, dein armseliger Mann,

der Bube, sag an doch, was geht er uns an?“

„Komm, Liebchen! Dir wird es hier außen zu kühl!
     Horch, wie sie sich zanken im Gaden;
gewiß sind die Vettern schon wieder beim Spiel

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     mit dem Bruder in Hader gerathen.“

Drauf führte Graf Jeschke mit lüsternem Blick
Mathilden vom Garten zum Schlosse zurück.

Jeschkens Bruder und Vettern, Maul, Heide und John,
     drei wilde, unbänd’ge Gesellen,

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erwarteten lange die Buhlerin schon,

     daß sie möchte ein Urtheil fällen.
Sie sollte nur sagen ein Ja oder Nein,
so würde der Zweifel beschwichtiget seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 075. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)