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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

„„Na, seht, hab’ ich’s euch nicht gesagt?
Nicht allemal gewinnt, wer wagt!““
so spricht der Wirth mit ernstem Blick,

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und nimmt ihn mit zu sich zurück,

und heißt ihn guten Muthes seyn,
und schenkt den blanken Zinnkrug ein:
„„So, nun erzählt! Erst trinkt mal hier
von der gewonn’nen Tonne Bier!““

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„Ach! – seufte Claus – ich danke schön!

der Trunk kommt mir zu hoch zu stehn!“
Darauf erzählt er Alles klar,
was ihm heut Nacht begegnet war.
Kaum aber hat der Wirth gehört,

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daß nun der Spuk nicht wiederkehrt,

da klatscht’ er in die Händ’, und flog
vor lauter Freuden deckenhoch.

Drauf holt ein Säckchen er herbei,
und zählt ihm eine lange Reih’

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von blanken Gulden hin, und spricht:

„„Da, nehmt das, und verschmäht mich nicht!
Und wenn ihr könnt, so bleibt bei mir,
sollt immer haben freies Bier;
habt ihr mir doch in dieser Nacht

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das Herz erst wieder leicht gemacht!““


Drauf ruhig der Trompeter spricht:
„Dableiben kann ich halter nicht,
jedoch das Geld, das nehm’ ich an,
wer weiß, wo ich’s mal brauchen kann.

Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)