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Missionskonferenzen, sondern auch die Hauptlast der Arbeit und Sorgen des Werkes selber auf seine Schultern zu nehmen. Das wollte ihm manchmal zu viel werden, und er sehnte sich nach Gehilfen und Teilnehmern seiner Sorgen. Doch fand er viele und anhaltende Unterstützungen; noch in den letzten Tagen seines Lebens rühmte er das Vertrauen, das ihm Gott bei den Gläubigen gegeben hätte; er könne, meinte er, nun nach 10jähriger Arbeit mit dem Patriarchen sagen: „Ich hatte nicht mehr denn diesen Stab, da ich über diesen Jordan ging, und nun bin ich zwei Heere geworden.“ Das Beste aber war, daß er noch erleben durfte, wie der in die Heidenwelt ausgestreute Samen allmählich zu keimen und aufzugehen anfing. Uebrigens empfand er lebhaft, wie das Schwergewicht der Sorgen für die Mission einen heilsamen Einfluß auf seine geistliche Persönlichkeit ausübte, indem es ihm zu noch größerem Ernst in der Auffassung des Lebens behilflich war; Gleiches glaubte er bei seinen Berufsgenossen zu erkennen, was ihn mit Ehrfurcht vor ihnen erfüllte. – Während so sein Leben die Richtung aufs Allgemeine und in die Ferne nahm, hörte er doch nicht auf, der Dettelsauer Gemeinde Teilnahme für ihr Wohl zu widmen. Neben vielfacher geistlicher Bedienung bekleidete er auch ständig das Amt eines Kirchenvorstehers und stand als solcher in einer Konfliktszeit dem damaligen angegriffenen Pfarrer der Gemeinde treulich bei. Vielfach wurde er in schwierigen Fällen um Rat gefragt und gern diente er Jedermann. Als ein sogenannter Raiffeisenverein in der Gemeinde entstehen sollte, half er ihn mit ins Leben rufen und beteiligte sich auch dauernd an der Verwaltung, was ihm manches zum Teil schwere Opfer an Zeit und Kraft kostete. Es mag hier gleich bemerkt werden, daß er auch an der konservativen Bewegung Anteil nahm, wiewohl ihm zuletzt der agitatorische Charakter, der sich dabei bemerkbar zu machen anfing, mißfiel. Er nahm gerne und mit vollem Bedacht Anteil an den patriotischen Festen und erkannte dankbar an, was Gott mit den Erfolgen des Jahres 70 Deutschland geschenkt habe; er wurde von seiten der Gemeinde häufig zu Festreden bei solchen Gelegenheiten aufgefordert; er wußte dabei die Töne christlicher Vaterlandsliebe

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_13.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)