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ADB:Adams, Carl

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Artikel „Adams, Carl“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 47–48, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adams,_Carl&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 04:58 Uhr UTC)
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Adams: Karl A., geb. 1811 zu Merscheid bei Düsseldorf, wirkte als Lehrer an der Gewerbeschule in Winterthur, wo ein hitziges Nervenfieber seinem Leben schon am 14. Nov. 1849 ein Ende machte. Er gehört zu den Mathematikern, welche ihre besondere Aufgabe darin fanden, auf der von den Alten wegbar gemachten Straße der synthetischen Geometrie fortzuschreiten und so zu Zielpunkten zu gelangen, welche man etwa zwei Jahrhunderte lang (seit Descartes) auf analytischem Wege zu machen sich angewöhnt hatte. Freilich ist die sogenannte neuere Geometrie dieser Männer, in Deutschland als Nachfolger [48] von Steiner zu bezeichnen, nicht identisch mit der euclidischen. „In der alten Geometrie (so sagt A. in der Vorrede zu den harmonischen Verhältnissen) ist es vorzugsweise der Verstand, welcher in Anspruch genommen wird, und in der neuen muß die Schärfe des Verstandes mit der Kunst der Anschauung sich verbinden, um die einzelnen Wahrheiten wie den Zusammenhang dieser Wahrheiten in ihrem innersten Wesen und ihrer ganzen Ausdehnung zu erfassen.“ Es bedarf also einer besondern Richtung der Geistesthätigkeit, welche weder in der alten noch in der analytischen Geometrie hinlänglich geübt und entwickelt wird. Denn wie A. an einem andern Orte (Vorrede zu den merkwürdigsten Eigenschaften des geradlinigen Dreiecks) sich ausdrückt: „Es war ein großer durchgreifender Gedanke, das ganze Gebiet des Raumes vermöge der Coordinaten in das Gebiet des Calculs zu ziehen; aber es ist nicht weniger wahr, daß ob diesem Calcul sehr häufig die geometrische Phantasie erlosch und die Resultate des Calculs in einer Unbestimmtheit erschienen, welche von der Strenge und Bestimmtheit der alten Geometrie bedeutend abstach.“ Diese geometrische Phantasie neu zu entzünden und ihr das Phantastische zu nehmen, „die neuere Geometrie so mit der alten zu verschmelzen, daß jene ihren Charakter der Allgemeinheit, diese ihre wohlbegründete Strenge der Form beibehält und dennoch beide ein eng verbundenes, abgeschlossenes und organisches Ganze bilden“, mit einem Worte „die Kluft zu ebnen, welche die eigentliche Elementar- und höhere Geometrie scheidet“, dahin ging das Bestreben von A. Er bethätigte es als gewandter und weit und breit geschätzter Schriftsteller in einer Reihe von werthvollen Veröffentlichungen, durch welche er für einzelne Capitel der Geometrie das leistete, was für das Ganze derselben zu erfüllen nach seiner Ansicht erst der Zukunft vorbehalten bleiben mußte. „Noch immer harren wir des Geometers, der mit überlegenem Genie den geistigen Mittelpunkt feststellt, in welchem alle Nerven dieses reichen Organismus zusammenlaufen. Ein solcher Meister erst wird der Geometrie allgemeine und unbedingte Anerkennung verschaffen; bevor derselbe indeß auftreten kann, bedarf es noch mannigfacher Vorarbeiten, namentlich genaue und gründliche Untersuchungen der Hauptadern, welche sich durch den ganzen lebensvollen Organismus der Geometrie hindurchziehen.“ Diese Adams’schen Monographien, sämmtlich in der Steiner’schen Buchhandlung in Winterthur erschienen, führen die Titel: „Lehre von den Transversalen“ (1843), „Die harmonischen Verhältnisse“, erster (einziger) Theil (1845), „Die merkwürdigsten Eigenschaften des geradlinigen Dreiecks“ (1846), „Das Malfatti’sche Problem“ (1846 und 1848), „Geometrische Aufgaben mit besonderer Rücksicht auf geometrische Construction“ (1847 und 1849).

Grunert, Archiv der Mathem. und Physik. Bd. XIV. Litterar. Bericht S. 746–748.