ADB:Arentschildt, Alexander von

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Artikel „Arentschildt, Alexander von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 33–34, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Arentschildt,_Alexander_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:46 Uhr UTC)
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Arentschildt: Alexander von A., königlich hannoverscher und königlich preußischer Generallieutenant, ein Sohn des Generals Wilhelm v. A. (s. u.), am 14. October 1806 zu Lüneburg geboren, trat am 12. November 1822 als Cadett beim 1. oder Infanterieregimente Göttingen in den hannoverschen Dienst, wurde am 10. October 1824 beim 3. oder Infanterieregimente Hildesheim Officier, im J. 1831, nachdem er seit 1829 die Generalstabsakademie besucht hatte, Regiments-, später Brigadeadjutant und 1847 Compagniechef. Als solcher machte er 1848 und 1849 in Schleswig-Holstein die Feldzüge gegen Dänemark und in dem dazwischen liegenden Winter die von der Reichsgewalt in Frankfurt a. M. zur Herstellung von Ruhe und Ordnung verfügte Besetzung thüringischer Landestheile mit. Nachdem er seit 1858 das 6. Infanterieregiment in Verden und demnächst in Hannover befehligt hatte, wurde er 1861 zum Commandeur der 2. Infanteriebrigade in Celle befördert, 1863 ward er zur Theilnahme an der Inspicirung des großherzoglich hessischen Bundescontingents nach Darmstadt entsendet. – Da kam das Jahr 1866. Als der Krieg gegen Preußen in Sicht war erhielt General v. A. das Commando einer aus allen Waffengattungen gemischten Brigade, welche am 15. Juni bei Burgdorf, zwischen Celle und Hannover, versammelt werden sollte, aber während die Truppen auf dem Marsche dahin unterwegs waren ging ihnen die Weisung zu, nach Göttingen zu rücken. Dort wurde A. am 17. durch die Nachricht überrascht, daß er zum commandirenden General der Armee und gleichzeitig zum Generallieutenant ernannt worden sei. Damit waren neun ältere Officiere übergangen, welche demzufolge aus ihren bisherigen Wirkungskreisen schieden. Keinem von ihnen wollte der König, nachdem General Gebser abgelehnt hatte, den Oberbefehl anvertrauen; bei einem jeden von ihnen mochte er das eine oder das andere Bedenken haben. So kam es, daß seine Wahl auf A. fiel. Sie war dem General selbst ebenso überraschend wie den ihm unterstellten Truppen, denen sofort zweifelhaft erschien, ob er der schwierigen Aufgabe gewachsen sein würde, deren Bewältigung nicht nur hervorragende militärische Fähigkeiten sondern auch das Geschick verlangte, die durch die Kriegslage gebotenen Maßregeln mit denjenigen Anordnungen in Uebereinstimmung zu bringen, welche die nothwendige Rücksicht auf die bestehenden politischen Verhältnisse angezeigt erscheinen lassen würde. Und schließlich war A. nur dem Namen nach der Oberbefehlshaber. Die letzte Entscheidung blieb dem Könige vorbehalten, dessen Ohr auch anderen Rathgebern offen war. A. erkannte vollständig die Sachlage und war sich klar darüber, daß seine Kräfte den Anforderungen nicht gewachsen seien, welche sie an ihn stellen würden. Freimüthig und bescheiden bat er ihn in seiner Stellung als Brigadecommandeur zu belassen. Erst auf wiederholtes Andringen, welches von der Verheißung begleitet war, daß er in seiner Commandoführung durchaus selbständig sein würde, übernahm er diese. Es gelang ihm, die Armee bis an den Fuß des Thüringer Waldes zu führen. Wäre sie im [34] Marsche geblieben, so war ihr Entkommen nach Baiern sicher. Da mischte sich die Politik in die militärischen Anordnungen. Die Armee, am 21. von Göttingen aufgebrochen, machte am 23. bei Langensalza Halt und hier erfocht A., nachdem die Unterhandlungen wegen eines friedlichen Austrages ergebnißlos geblieben waren, am 27. einen taktischen Sieg, dem aber eine nicht von ihm verschuldete strategische Niederlage folgte. Am 28. erklärte er, auf Grund eines von den durch ihn zusammenberufenen höchsten Officieren der Armee abgegebenen Gutachtens, dem Könige, daß letztere nicht mehr kampffähig sei. Er wurde nun beauftragt, eine Capitulation abzuschließen, welche am 29. zu Stande kam und in Gemäßheit deren die Truppen nach Abgabe ihres gesammten Kriegsmaterials mittels der Eisenbahn in die Heimath zurückbefördert wurden, um dort beurlaubt zu werden. Am 5. Juli war die Auflösung der Armee beendet. Am 24. December d. J. wurde auch das Schicksal der Officiere besiegelt, indem General v. A. ermächtigt wurde allen denen, welche darum nachsuchen würden, den Abschied auszufertigen; sie erhielten dadurch die Freiheit in das preußische Heer und in anderweite Kriegsdienste überzugehen oder mit Pension in den Ruhestand zu treten. A. selbst ward auf seinen Antrag in den Verband der preußischen Armee aufgenommen und gleichzeitig mit Pension zur Disposition gestellt. Er übersiedelte nun nach Hannover, wo er am 14. Mai 1881 gestorben ist.

Militär-Wochenblatt Nr. 44, Berlin 1881. – Fr. v. der Wengen, Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preußen und Hannover 1866, Gotha 1886. – v. Lettow-Vorbeck, Geschichte des Krieges von 1866, 1. Band, Berlin 1896. – V. v. Diebitsch, Die Königlich Hannoversche Armee auf ihrem letzten Waffengange im Juni 1866, Bremen 1897. – A. und R. v. Sichart, Geschichte der Königlich Hannoverschen Armee, 5. Bd., Hannover und Leipzig 1898.