ADB:Boué, Ami
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[154] Beziehungen zu fast allen zeitgenössischen Geologen und Mineralogen und seine vielseitigen Kenntnisse machten ihn in hervorragendem Maaße geeignet zum internationalen Vermittler wissenschaftlicher Forschungen. Er starb hochbetagt in Vöslau am 21. November 1881.
Boué: Ami B., geboren am 16. März 1794 in Hamburg, entstammt einer Hugenottenfamilie aus Bergerac (Dordogne). Sein Urgroßvater siedelte 1705 nach Hamburg über und erwarb sich als Schiffsbaumeister und Rheder ein bedeutendes Vermögen. Die Familie Boué blieb durch Verheirathung mehrerer Mitglieder mit Frankreich, der französischen Schweiz, Holland und England in Verbindung. Ami B. erhielt seine Vorbildung in Hamburg und Genf und studirte zwischen 1814 und 1817 in Edinburg Medicin. Naturwissenschaftliche, namentlich geologische und botanische Studien fesselten jedoch das Interesse Boué’s mehr, als die Heilkunde. Durch R. Jameson angeregt, durchwanderte er während seiner Studienzeit Schottland nach allen Richtungen und veröffentlichte 1820 die beste geognostische Beschreibung dieses Landes, begleitet von einer colorirten geognostischen Karte. Damit hatte er in glänzender Weise seine wissenschaftliche Laufbahn eröffnet. Zwischen 1817 und 1826 vollendete B. seine medicinischen Studien in Paris, Berlin und Wien, bereiste daneben die Auvergne, Südfrankreich, fast ganz Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien und schrieb 1822 im Journal de Physique eine Abhandlung, worin er die geognostischen Verhältnisse Deutschlands mit denen von Schottland vergleicht. In einem selbständigen, von C. C. v. Leonhard ins Deutsche übersetzten Werke („Geognostisches Gemälde von Deutschland mit Rücksicht auf die Gebirgsbeschaffenheit nachbarlicher Staaten, herausgegeben von C. C. von Leonhard“, Frankfurt 1829) schildert B. die verschiedenen Formationen und deren Verbreitung in Deutschland. Es ist dies das vollständigste topographisch-geologische Gemälde aus älterer Zeit, das mit großer Sach- und Litteraturkenntniß alle bis zum Jahr 1826 bekannten Thatsachen zusammenfaßt und namentlich über die Alpen und die verschiedenen Tertiärbecken wichtige neue Beobachtung bringt. 1830 begründete B. mit C. Prévost, P. Deshayes und Desnoyers u. A. die Société géologique de France, mit welcher er bis zu seinem Lebensende in reger Verbindung blieb. 1826 vermählte sich B. in Wien mit Eleonore Beinstingel und nahm von 1835 seinen bleibenden Wohnsitz in Vöslau. Seine Ehe blieb kinderlos. 1836, 37 und 38 bereiste B. die europäische Türkei und veröffentlichte 1840 darüber ein vier Bände starkes Werk, das werthvolle Beobachtungen über die Geologie, Geographie, Statistik, Ethnographie, Archäologie und die politischen Verhältnisse der bereisten Gebiete mittheilt und namentlich für die geologische Kenntniß der Türkei grundlegend wurde. Im J. 1849 wurde B. Mitglied der Wiener Akademie und setzte als solches seine außerordentlich fruchtbare litterarische Thätigkeit bis zu seinem Lebensende fort. Seine theils in französischer, theils in deutscher Sprache veröffentlichten Abhandlungen zählen nach hunderten, und befassen sich mit allen Gebieten der Geologie und physikalischen Geographie. Die älteren finden sich im Edinburgh Philosophical Journal, in den Schriften der Werner’schen Gesellschaft in Edinburg, in den Schriften der Geological Society von London, im Journal de Physique, den Annales des Mines in Paris, dem Bulletin de la Société géologique de France und den Annales des Sciences naturelles. Die späteren Abhandlungen wurden vorzugsweise in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie veröffentlicht. B. war seinem ganzen Wesen nach mehr Franzose als Deutscher. Seine große Sprachenkenntniß, seine persönlichen- Autobiographie des Docteur med. Ami Boué. Vienne 1879.