ADB:Brun (Bischof von Olmütz)

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Artikel „Brun, Bischof von Olmütz“ von Ottokar Lorenz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 431–433, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brun_(Bischof_von_Olm%C3%BCtz)&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 02:31 Uhr UTC)
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Brun, Bischof von Olmütz, stammt aus dem Geschlechte der Grafen von Holstein-Schaumburg. Schon in sehr jungen Jahren wurde er Propst der Lübecker und Hamburger Kirche. Innocenz IV., der ihn persönlich kennen gelernt hatte, ernannte ihn zum Capellan der römischen Kirche und am 10. Sept. 1245 zum Bischof von Olmütz, in welcher Stellung er bis zu seinem am 18. Febr. 1281 erfolgten Tode blieb. Bruno’s geschichtliche Bedeutung beruht auf seinen Beziehungen zum König Ottokar II. von Böhmen und auf seiner ausgebreiteten politischen Thätigkeit während der ganzen Zeit des großen Interregnums. Beim Antritte seines ihm vom Papste ohne Rücksicht auf die vorhergegangenen Capitelwahlen verliehenen Bisthums fand B. große Schwierigkeiten. Um sich eine entsprechende Macht zu sichern, berief er viele deutsche Colonisten nach Mähren und schaffte sich einen zahlreichen Ministerialenstand, den er mit Gütern aus den bischöflichen Besitzungen belehnte. Man hat deshalb auch Bischof B. zuweilen als den Begründer des Olmützer Lehnhofs angesehen, und ihn überhaupt für den ersten gehalten, der deutsches Lehnrecht in Mähren einführte. Die Bestimmungen in den von ihm herrührenden Lehnsurkunden zeigen häufig große Aehnlichkeit mit dem auf den Namen König Ottokars lautenden Trebitscher Dienstmannenrecht. Was den Besitzstand des Olmützer Bisthums übrigens betrifft, so wurde er während Bruno’s Regierung erheblich vermehrt, und es wurden genaue Verzeichnisse desselben angelegt. In das Jahr 1248 fällt der Aufstand des jungen Markgrafen Ottokar von Mähren gegen dessen Vater König Wenzel von Böhmen, in welchem B. zuerst Gelegenheit fand, sich dem jungen aufstrebenden Fürsten zu nähern. Zur Zeit, als der letztere von dem babenbergischen Erbe Besitz ergriff, erscheint der Bischof von Olmütz wiederholt als Rathgeber und Begleiter. Entscheidend war die Rolle, welche derselbe bei den Friedensverhandlungen mit Ungarn im J. 1254 spielte. Nachdem Oesterreich von Ottokar II., Steiermark hingegen von Bela IV. von Ungarn occupirt worden war, hatte Papst Innocenz IV. es sich sehr angelegen sein lassen, zwischen diesen beiden ihm gleich anhänglichen Königen einen Frieden herbeizuführen. Wiewol Ottokar geneigt war [432] den Krieg fortzuführen, hatte B. doch gerathen, sich von der päpstlichen Freundschaft nicht zu trennen und ermöglichte den Frieden dadurch, daß er die Abtretung eines großen Stückes von Steiermark an Oesterreich bewirkte. In dem Frieden, der zu Ofen geschlossen worden war, wurde zwischen Oesterreich und Steiermark die bis auf den heutigen Tag bestehende Grenze festgestellt, indem man nach der natürlichen Wasserscheide zwischen Donau und Mur den Anfang der beiderseitigen Territorien bestimmte. Auch an dem im J. 1255 unternommenen Kreuzzug Ottokars von Böhmen nach Preußen hatte B. Antheil, doch ist es eine durchaus schlechtbezeugte Ueberlieferung, wenn die Gründung von Braunsberg in Preußen auf eben diesen Bischof von Olmütz zurückgeführt wird. Wahrscheinlich liegt eine Verwechslung auf Grund des Namens vor. Zu eingreifenderer Wirksamkeit wurde B. berufen, nachdem König Ottokar im J. 1260 auch Steiermark seiner Monarchie einverleibt hatte. Die Schwierigkeiten, welche das Regiment des böhmischen Königs besonders gegenüber dem Adel von Steiermark fand, sollte B. als Landeshauptmann beheben; ihm sind die scharfen Maßregeln zuzuschreiben, welche nicht ohne guten Erfolg gegen die Unbotmäßigkeit der steirischen Ritter verhängt wurden. Doch konnte die Politik der Strenge nur so lange sich bewähren, als das deutsche Reich ohnmächtig war. König Rudolf benutzte die Opposition in den alten deutschen Reichsländern, um die Herrschaft des böhmischen Königs zu stürzen. Nachdem die Reichsexecution gegen Ottokar beschlossen und König Rudolf an der Spitze des Reichsheers sich der österreichischen Länder bemächtigt, übernahm Bischof B. ein kluges Vermittleramt zwischen dem deutschen und böhmischen König. Er nahm an allen Verhandlungen von 1276 und 1277 Theil, welche den Zweck hatten den Frieden herbeizuführen und zu erhalten. Nach der Schlacht bei Dürnkrut im J. 1278 trat B. entschieden auf die Seite des Königs Rudolf und wurde von diesem nach der Occupation von Mähren zum kaiserlichen Reichsverweser und Statthalter für den nördlichen Theil der Markgrafschaft ernannt. Bevor noch die eingetretenen Wirren in der Regierung Böhmens gelöst und die Ordnung zurückgekehrt war, starb B., zuletzt ganz vorzugsweise mit den Angelegenheiten seines Bisthums beschäftigt. Wir besitzen von Bischof B. eine politische Denkschrift, welche zu den interessantesten Quellen der Zeit gerechnet wird. Sie ist zugleich das beste Zeugniß seiner staatsmännischen Begabung und Richtung. Papst Gregor X. richtete bald nach seiner Thronbesteigung an alle Bischöfe eine Aufforderung über den Zustand der christlichen Staaten eingehende Berichte an die römische Curie zu erstatten. Soviel bekannt ist, hat dieser Einladung in umfänglicher Weise nur Bischof B. Folge gegeben. Sein Memoire ist vom 16. Dec. 1273 datirt und nimmt bereits auf die durch Rudolfs Königswahl eingetretenen Verhältnisse Rücksicht. Es stellt in drastischer Weise den Verfall der deutschen Königsgewalt dar, und zeigt daß das fortschreitende Interesse der deutschen Fürsten das Auftreten einer starken Reichsgewalt nicht mehr gestatten werde; zugleich weist die Denkschrift auf die Gefahren hin, welche der abendländischen Ordnung der Dinge von Seite des theils schismatischen theils heidnischen Ostens drohen und schließt eben daraus auf den für die Kirche nothwendigen Bestand einer starken Monarchie, wie sie durch die Schöpfung Ottokars II. vorhanden wäre. In dieser Richtung tritt die Tendenz der Bruno’schen Schrift deutlich genug hervor, das Interesse des päpstlichen Stuhls für die böhmisch-österreichische Monarchie neu zu kräftigen und zu beleben. Das merkwürdige Actenstück hatte in der päpstlichen Kanzlei zwar alle Beachtung gefunden, es vermochte aber doch nicht die Politik Gregors X. zu ändern und den König von Böhmen zu retten. Gregor erkannte Rudolf als deutschen König an, nachdem dieser dem römischen Stuhle die gewünschten Garantien bot. B. selbst scheint unter diesen Umständen [433] den gewaltigen Länderbesitz Ottokars für unhaltbar angesehen zu haben und suchte daher schon Ende 1276 im Frieden vor Wien die Zukunft des böhmischen Hauses mehr durch Familienverbindungen zu sichern.

Eine kurze Lebensbeschreibung Bruno’s von Olmütz hat sich in einer Handschrift sec. XV. der Olmützer Bibliothek erhalten. Eine entsprechende Würdigung der Wirksamkeit Bruno’s findet sich in neuester Zeit in den allgemeinen Geschichtswerken der Epoche.