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ADB:Cattaneus, Sebastian

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Artikel „Cattaneus, Sebastian“ von A. Weiß. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 73–74, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cattaneus,_Sebastian&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 03:23 Uhr UTC)
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Cattaneus: Sebastian C., geb. 1545 zu Mailand aus altem Geschlechte, † am 28. April 1609 zu Vigevano, trat schon jung in den Dominicanerorden. Im Besitze großer Gelehrsamkeit, mit den akademischen Graden geschmückt, wurde er als Prediger und Professor und in den verschiedenen Ordensämtern mit vieler [74] Auszeichnung verwendet. Dann des Lehramtes enthoben, erhielt er die überaus schwierige Stelle eines Provinzials für Ungarn. Die religiösen und politischen Wirren des Landes und die äußeren Gefahren von Seite der Türken machten dort einen Mann von ungewöhnlichem Geschicke nothwendig. Dieses bewies er aber in solchem Grade, daß ihm auf dem Generalcapitel zu Rom 1589 von neuem die ausgedehntesten Vollmachten übertragen wurden. Damals war er bereits Theologe des Erzbischofs von Salzburg. Wahrscheinlich war er mit demselben durch seinen Ordensgenossen Felician Ninguarda bekannt geworden, der am kaiserlichen und bairischen Hofe ebenso wie am päpstlichen im höchsten Ansehen stand und vom Erzbischofe Johann Jakob Khuen-Belasy zu seinem Stellvertreter auf dem Concil zu Trient war erwählt worden. Jedenfalls finden wir ihn seit der Erhebung des Ninguarda zum Bischofe von Scala zu Salzburg als Theologe und Generalvicar. Noch im Jahre 1589 ernannte ihn Erzbischof Wolf Dietrich von Raittenau zum Bischof von Chiemsee. Aber bald erhoben sich Zerwürfnisse zwischen beiden. Aus welcher Ursache und durch wessen Schuld ist ungewiß. Wolf Dietrich schien nun einmal schon dazu geboren, niemals Ruhe zu finden, vielleicht auch niemals zu halten. C. verließ seine Diöcese 1595, lebte dann in Tirol (wohin sich Theile seiner Diöcese erstreckten), und ging 1602 in seine Vaterstadt Mailand zurück. Wolf Dietrich ließ ihn gerichtlich verfolgen und durch ein Lehensgericht aller salzburgischen Lehen für verlustig erklären. Ja er dachte sogar daran, das Bisthum Chiemsee ganz zu unterdrücken und dafür in Salzburg ein Jesuitencolleg zu errichten. Doch hinderte ihn daran – abgesehen davon, daß er in solcher Sache nicht selbständig auftreten konnte – das Mißgeschick, das über ihn hereinbrach und mit seiner Gefangensetzung und Abdankung endete. C. aber wurde noch im Jahre 1602 von Clemens VIII. zum Coadjutor des Bischofs Marsilius Landriani von Vigevano mit dem Rechte der Nachfolge ernannt. Doch überlebte ihn dieser um ein paar Monate († 8. September 1609). Er hat eine Anzahl wichtiger, zum Theil oft aufgelegter theologischer Werke verfaßt. Besondere Erwähnung verdienen das „Enchiridion controversiarum“, Ingolstadt 1589; die „Explicatio in Catechismum Romanum“, ibid. 1590 und seine oft erschienene „Summula casuum conscientiae“. Auch ist er Verfasser des bei Mezger (Hist. Salisburg.) abgedruckten Kataloges der Bischöfe von Chiemsee und der in Koch-Sternfeld’s Beiträgen (II. 294–299) bekannt gemachten alten Matrikel des Bisthums. Er soll auch ein gewandter Kenner des Hebräischen gewesen sein und ein Werk „Gegen die Hebräer“ geschrieben haben.

Echard et Quetif, Script O. Praed. II. 369 sq. Deutinger (Rauchenbichler), Reihenfolge der Bischöfe von Freising und Chiemsee 226 f. Mezger, Hist. Salisb. V. 10.
A. Weiß.