ADB:Egranus, Johannes Sylvius
Hieronymus Dungersheim (s. d.), über die Legende von der heil. Anna in Streit gerieth, indem er gegen die kirchliche Annahme von den drei Ehemännern derselben und ihren Töchtern, den drei Marien, zuerst in Predigten, dann in einer Apologie auftrat. Hierdurch kam er in brieflichen Verkehr mit Luther und neigte damals so sehr zu ihm, daß Eck in der Bannbulle ihn als Anhänger Luther’s namhaft machte. Als im J. 1520 Thomas Münzer sein College an derselben Kirche wurde und E. aufs entschiedenste seinen Lehren von der Kanzel aus widersprach, kam es zu einem erbitterten Kampfe zwischen beiden, in welchem E. endlich weichen mußte, da sein Lebenswandel seinen Gegnern zu viele Blößen bot. Er ging als [693] Pfarrer nach Joachimsthal, wo er nach einiger Zeit seines unsittlichen Lebens wegen abgesetzt wurde und in Folge seiner Trunksucht am 11. Juni 1535 seinen Tod fand. Mit Luther war er schon seit 1522 zerfallen. Nicht ohne Gelehrsamkeit und wissenschaftlichen Sinn gehört E. zu denjenigen Theologen, welche die neue Bewegung nur vom Standpunkt des Humanismus aus beurtheilten. Die diplomatische Zurückhaltung des Erasmus, den er weit über Luther stellt, sagte ihm mehr zu als die Entschiedenheit der auf dem Wege innerer Erfahrung gewonnenen Glaubenszuversicht Luther’s, für die er kein Verständniß hatte.
Egranus: Joh. Sylvius E., eigentlich Johannes Wildenauer (Wildnauer). Sein Geburtsjahr unbekannt. Er findet sich seit 1517 als Prediger (concionator, nicht Pfarrer) an der Haupt- und Pfarrkirche zu St. Marien zu Zwickau, wo er 1518 mit einem seiner Vorgänger, dem damaligen Leipziger Professor- Einige Briefe von ihm, sein Glaubensbekenntniß von der Rechtfertigung, ein Verzeichniß seiner Schriften bei Weller, Altes aus allen Theilen d. Gesch. I. S. 177 ff. II S. 779 ff. Ueber sein Leben s. Seidemann, Thomas Münzer. 1842. Schmidt, Nicolaus Hausmann. 1860. Herzog, Chronik von Zwickau II.