Zum Inhalt springen

ADB:Fassmann, David

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Faßmann, David“ von Theodor Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 580–581, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fassmann,_David&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 18:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Faßbind, Thomas
Nächster>>>
Faukelius, Hermann
Band 6 (1877), S. 580–581 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
David Faßmann in der Wikipedia
David Faßmann in Wikidata
GND-Nummer 118686194
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|580|581|Faßmann, David|Theodor Hirsch|ADB:Fassmann, David}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118686194}}    

Faßmann: David F., geb. 14. Juni 1683, † 14. Juni 1744. Aus Wiesenthal im sächsischen Erzgebirge gebürtig, trat er, nachdem er als Schreiber im Dienste verschiedener Behörden, als Reisebegleiter eines jungen Engländers, zu Zeiten auch als Lehrer fremder Sprachen in verschiedenen Ländern und Lebenskreisen sich umgesehen und schließlich sich in Halle auch mit der Theologie beschäftigt hatte, 1717 als Litterat in Leipzig auf und verfertigte auf Bestellung der dortigen Buchhändler allerlei Modeschriften, etwa „Das angenehme Passe-tems“ in 6 Octavbänden, „Der Europäischen Höfe Liebes- und Heldengeschichten“ u. a.; vor allem versah er bis 1740 die dortige Messe alljährlich mit „Gesprächen aus dem Reiche der Todten“, Schriften, in denen er trotz tiefster Devotion gegen die Mächtigen der Welt unter allerlei gelehrten Brocken gemischt Lächerliches und Aergerliches aus ihrem Leben an die Oeffentlichkeit brachte. Im J. 1726 vom Könige Friedrich Wilhelm I. von Preußen nach Berlin berufen, gab er sich hier dazu her, neben Paul Gundling und andern Gelehrten seines Schlages als Spaßmacher und Neuigkeitserzähler im sogenannten Tabakscollegium den König und seine Genossen zu unterhalten, verließ jedoch Berlin 1731, wie es scheint, weil der König nach dem Tode Gundling’s ihm zwar dessen Gehalt, nicht aber auch, wie F. verlangte, einige der von ihm verwalteten Aemter bewilligen wollte. Bei wechselndem Aufenthalte in den Nachbarlandschaften verfaßte er neben anderen Arbeiten meist historischen Inhaltes auf Grund eingehender Beschäftigung mit der Tageslitteratur und mit Benutzung eigener Erlebnisse und Erfahrungen nacheinander zwei Aufsehen machende Biographien, von denen er die des Königs August II. von Polen 1734, sein Hauptwerk, „Leben und Thaten – des Königs von Preußen Friderici Wilhelmi“ 1735 herausgab, welchem letzteren er 1741 einen zweiten Band, der die wichtigsten gesetzgeberischen Acte des Königs enthielt, hinzufügte, Bücher, welche gerade, weil sie von der Censur verfolgt worden, um so eifriger gekauft und gelesen und in Uebersetzungen verbreitet wurden. Unfähig, die geistige Bedeutung Friedrich Wilhelms I. aufzufassen, bemühte sich F., seine Leser vornehmlich durch detaillirte Mittheilungen der auffälligen Lebensgewohnheiten des Königs zu unterhalten. Unabsichtlich hat er dadurch bewirkt, daß die späteren Schriftsteller, die aus dieser Quelle hauptsächlich schöpften, sich aus jenen Aeußerlichkeiten ein völlig karrikirtes Bild des Königs zusammensetzten. Es gehört nicht zu den geringsten Verdiensten v. Ranke’s und Droysen’s, diesen Irrthum vernichtet und das Wesen und den Charakter des Fürsten in seiner vollen Originalität zur Anschauung [581] gebracht zu haben. 1744, 14. Juni, ist F. auf dem Wege nach Carlsbad zu Lichtenstädt, in Böhmen, gestorben.

Jöcher. – Droysen, Preuß. Politik, Th. IV, Abth. IV.